
Rückblick:
In dieser Woche überraschte die US-Inflation leicht nach unten. Zwar stieg die Headline-Inflation minimal auf 2,4% und die Kernrate blieb mit 2,8% unverändert, doch lagen beide Werte unter den Markterwartungen. Offensichtlich wurden im Mai höhere Kosten durch Zölle (noch) nicht an Verbraucher weitergegeben. In China war der Anstieg des Handelsbilanzüberschusses auf rückläufige Importe zurückzuführen. Die Entwicklung der Exporte entwickelte sich weitgehend im erwarteten Rahmen. Im Euroraum folgte dem kräftigen Anstieg der Industrieproduktion im Vormonat, in den April-Daten nun die Gegenbewegung mit einem Rückgang von 2,4%. Sie fiel etwas stärker aus als im Konsens prognostiziert.
Ausblick:
In der kommenden Woche ist die Pressekonferenz der Fed das wichtigste Ereignis. Jedoch nicht aufgrund des Zinsentscheids – hier wird keine Änderung erwartet – sondern, weil sich Marktteilnehmer Erkenntnisse über den geldpolitischen Kurs im weiteren Jahresverlauf erhoffen. Angesichts des politischen Drängens Trumps, der steigenden Zinsdifferenz zur EZB und der jüngsten Inflationsdaten wird Powell zunehmend unter Rechtfertigungsdruck für das Aufschieben von Zinssenkungen kommen. Weitere interessante Ereignisse sind nächste Woche die Veröffentlichungen der US-Daten zum Einzelhandelsumsatz und zur Industrieproduktion, die Informationen zur fundamentalen Entwicklung im Mai liefern.
USA: Notenbank

Die US-Notenbank senkte ihren Leitzins im aktuellen Zyklus erstmals im September 2024 – dann allerdings direkt um 50 Basispunkte. Im November und Dezember folgten zwei weitere Schritte à 25 Basispunkte. Seither wurde die Fed Funds Rate unverändert gelassen. Derzeit zeichnet sich für die USA eine Stagflation ab, was die Fed in eine schwierige Situation bringt. Stagniert die Wirtschaft, besteht das Risiko, dass die Arbeitslosenquote steigt, was für Leitzinssenkungen sprechen würde. Geht die Inflation nach oben, müsste dagegen auch der Leitzins angehoben werden. Unter Abwägung der aktuellen Faktoren dürfte die Fed in einer abwartenden Haltung bleiben bis sich eines der Risiken sichtbar materialisiert. Dann könnte sie jedoch schnell und entschieden handeln. Wir gehen davon aus, dass es in diesem Jahr nur eine Senkung um 25 Basispunkte geben wird, aber im nächsten Jahr insgesamt 75 Basispunkte folgen.
USA: Industrieproduktion

Die Industrieproduktion in den USA bewegt sich seit 2022 wieder auf einem Niveau wie vor der Corona-Pandemie. Danach setzte ein Seitwärtstrend ein. Entsprechend ist das US-Wachstum der letzten drei Jahre nicht auf die Industrie zurückzuführen, sondern vor allem auf den IT-Bereich mit Investitionen in KI, Datacenter, Software etc.
Nach der Wahl Trumps in November stieg der Index für die Industrieproduktion bis Februar um gut 2%. Dies ist noch keine große Bewegung und unserer Meinung nach eher auf die Stimmung zurückzuführen. Wir gehen nicht davon aus, dass die US-Zollpolitik zu einer Reindustrialisierung im großen Stil führen wird. Dafür ist die Planungssicherheit zu gering und die Aufbauzeit zu lange (gibt es in 4 Jahren die Zölle überhaupt noch?). Auch der Arbeitsmarkt gibt dies kaum her. Die Beschäftigungsquote ist bereits sehr hoch, Arbeitnehmer müssten umqualifiziert werden und letztlich wären die Löhne im weltweiten Wettbewerbsvergleich viel zu hoch.