
Rückblick:
Wie erwartet hat die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer September-Sitzung ihren Leitzins unverändert bei 2% belassen. Der Grundtenor in der Pressemitteilung und in der anschließenden Pressekonferenz war, dass die EZB gegenwärtig keine weiteren Zinsanpassungen plane, sich mit dem aktuellen Leitzins wohl fühle und sich in einer komfortablen Position befände, um bei möglichen Änderungen im ökonomischen Umfeld effektiv in die eine oder andere Richtung zu reagieren. Der Rücktritt des französischen Ministerpräsidenten nach dem verlorenen Vertrauensvotum bewegte die Märkte am Montag hingegen kaum, da diese Entwicklung erwartet worden war.
Die mit großem Interesse erwarteten Inflationsdaten aus den USA entsprachen weitgehend den Erwartungen, liegen aber noch immer deutlich oberhalb des 2%-Ziels der Notenbank. Zudem fielen die US-Produzentenpreise niedriger aus als dies vom Markt erwartet worden ist. Ein stärkerer Zuwachs bei den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe in den USA war ein weiterer Indikator für einen sich abschwächenden Arbeitsmarkt.
Ausblick:
Die Leitzinsentscheidung der US-Notenbank (Fed) dürfte nächste Woche eines der wichtigsten Ereignisse für die Finanzmärkte sein. Einen wichtigen Einblick in die Stimmung in der deutschen Wirtschaft dürfte der ZEW-Indikator liefern. Zudem werden Inflationsdaten aus dem Vereinigten Königreich und Japan erwartet – zwei Länder, die nach wie vor mit hartnäckiger Inflation zu kämpfen haben.
Deutschland: ZEW Indikator

Der vom Mannheimer Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ermittelte ZEW-Indikator gilt als Frühindikator für konjunkturelle Wendepunkte in Deutschland. Für seine Berechnung werden rund 300 Finanzexperten befragt. Nach der Ankündigung weiterreichender US-Zölle und der gestiegenen Gefahr einer US-Rezession war der ZEW-Konjunkturerwartungsindex im April stark eingebrochen und in den negativen Bereich gefallen. In den folgenden Monaten legte der Index deutlich zu. Nach der Ankündigung eines Handelsabkommens zwischen den USA und der EU trübte sich der Ausblick im August jedoch wieder ein. Zuletzt kamen eher durchwachsene Wirtschaftsdaten aus Deutschland. Der Blick nach vorne ist daher von besonderem Interesse.
USA: Notenbank

Mit Inflationsraten über dem Zielwert der Fed von zwei Prozent und der Sorge vor steigenden Preisen durch die US-Handelspolitik konnte die Zentralbank aufgrund eines „vermeintlich” robusten Arbeitsmarkts bislang eine abwartende Haltung einnehmen. Nach der überraschend starken Revision der neu geschaffenen Stellen am Arbeitsmarkt hat sich die Wahrscheinlichkeit einer Leitzinssenkung im September deutlich erhöht. Auch andere Arbeitsmarktindikatoren fielen zuletzt schwächer aus. Die Inflationsraten liegen jedoch weiterhin deutlich oberhalb der 2-Prozent-Zielmarke der Fed. Somit ist das Erreichen beider Ziele des Doppelmandats – Preisstabilität und Vollbeschäftigung – nun gefährdet. Zwar scheint eine Senkung im September gesetzt, das Timing und das Ausmaß weiterer Schritte sind jedoch weniger eindeutig und dürften vornehmlich von den weiteren Inflationsdaten und Arbeitsmarktzahlen abhängen.