
Rückblick:
In Deutschland enttäuschten diese Woche die Einzelhandelsumsätze und der Auftragseingang des verarbeitenden Gewerbes im Mai. Auf europäischer Ebene stieg die Arbeitslosenquote überraschend an. In den USA liegt der ISM Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen wieder über der Wachstumsschwelle. Die „Big Beautiful Bill“ ist nun offiziell von beiden Kammern beschlossen und kann, wie von Trump gewünscht, am Unabhängigkeitstag feierlich unterschrieben werden.
Der vordergründig äußerst positive Arbeitsmarktbericht – der Stellenaufbau lag über der Konsensschätzung und die Arbeitslosenquote ist sogar gefallen statt zu steigen – sollte nicht übereuphorisch interpretiert werden. Die 147 Tausend neuen Stellen teilen sich etwa hälftig auf den privaten und den staatlichen Sektor auf. Innerhalb des Staatsektors wurden alleine 40 Tausend stellen im Bildungswesen geschaffen, obwohl dort im Juni klassischerweise Angestellte aufgrund der Ferienzeit entlassen werden. Dies ist auch aus den nicht-saisonbereinigten Daten herauszulesen, wo die entsprechende Zahl um 221 Tausend zurückgegangen ist. Insofern könnte die Saisonbereinigung das Bild überzeichnen. Zum anderen ist die Anzahl im Ausland geborener Angestellter um 348 Tausend zurückgegangen während die der Arbeitslosen nur um 213 Tausend gestiegen ist. Insofern könnte es sein, dass sich schlicht weniger Ausländer überhaupt arbeitslos melden. Dieser Eindruck verfestigt sich, wenn man sich die Datenentwicklung seit Anfang 2022 ansieht. Von Januar 2022 bis März 2025 war die Zahl ausländischer Beschäftigter um 4.247 Tausend gestiegen, während die der Arbeitslosen lediglich um 217 Tausend zulegte. Seit März ist die Beschäftigtenzahl von im Ausland Geborenen aber wieder um 994 Tausend gefallen, gleichzeitig ist auch die Zahl der Arbeitslosen um 154 Tausend gesunken. Seit März ziehen sich Ausländer also zunehmend aus dem US-Arbeitsmarkt zurück.
Ausblick:
In der kommenden Woche stehen so wenig ökonomische Indikatoren auf dem Plan wie selten. Nach dem verlängerten Wochenende in den USA aufgrund des Independence-Day dürfte dem US-Präsidenten daher die Aufmerksamkeit sicher sein, wenn er nach Ablauf der 90-tägigen Galgenfrist am 9. Juli die neuen Zollsätze per Brief verschickt.
Deutschland: Auftragseingang und Industrieproduktion

Die deutsche Industrieproduktion ist bereits seit 2018 in einem Abwärtstrend. Zum Ende letzten Jahres könnte sich aber der Boden gebildet haben. Immerhin legte sie seither wieder um gut 1,2% zu. Auch der Auftragseingang liegt wieder 5,6% über seinem Tiefpunkt von Mai 2024. Für Mai sieht der Konsens für die Industrieproduktionen einen leichten Anstieg um 0,5%. Künftig könnten die Zahlen durch die US-Zölle leiden. Innerhalb Deutschlands scheint sich, abgeleitet aus den Stimmungsindikatoren und den Ausgabeplänen für Infrastruktur und Verteidigung, aber wieder eine gewisse Zuversicht zu ergeben. Insofern rechnen wir perspektivisch mit einer zumindest wieder leicht anziehenden Industrieproduktion.
China: Inflationsrate

China hat wieder mit handfesten deflationären Tendenzen zu kämpfen. Schien diese Gefahr im vergangenen Jahr erfolgreich abgewendet worden zu sein, so lagen die Inflationsraten der letzten vier Monate nun wieder unter der Nulllinie. Der Markt geht derzeit davon aus, dass die Teuerung auf Jahresbasis im Juni bei 0,0% liegen wird.
Klingen sinkende Preise für Verbraucher im ersten Moment positiv, so führen sie volkswirtschaftlich zu einer Verlangsamung der Konjunktur, da Konsum aufgeschoben wird, um später weniger für das gleiche Gut bzw. die gleiche Dienstleistung zu bezahlen. Der Deflationsdruck könnte sich durch die US-Zölle noch weiter verschärfen. Werden weniger Waren in die USA exportiert, bleibt mehr Angebot für den heimischen Markt, was die Preise drückt. Diese Entwicklung dürfte die chinesische Regierung nicht unberücksichtigt lassen, weshalb sie weitere Lockerungen bei der Geld- und Fiskalpolitik beschließen könnte.