Im Zollstreit zwischen den USA und ihren Handelspartnern hat der US-Präsident zuletzt wieder härtere Töne angeschlagen. Er verschickte einige Briefe, in denen er einzelnen Ländern ihre künftigen Zollsätze mitteilte. Gleichzeitig verlängerte er die ursprünglich gestern ausgelaufene 90-tägige Zollpause jedoch quasi im gleichen Atemzug auf den 1. August. Die Ankündigung, an diesem Tag auch einen Importzoll auf Kupfer in Höhe von 50 % zu verhängen, sorgte für große Bewegungen am Kupfermarkt. Aus ökonomischer Sicht ist ein derartiger Zoll jedoch fragwürdig, da die USA fast die Hälfte ihres Kupferverbrauchs importieren und die heimische Produktion zumindest über mehrere Jahre hinweg, die Importe nicht vollumfänglich ersetzen können dürfte. Zudem ist ein Ausweichen auf alternative Metalle nur begrenzt möglich. Nicht zuletzt mit Blick auf die notwendige Verwendung von Kupfer im Technologiesektor – beispielsweise für KI-Rechenzentren oder Elektroautos – dürfte die Nachfrage hoch bleiben, was niedrigere Gewinnmargen oder höhere Preise für eine Vielzahl von Produkten zur Folge hätte.
Die Aktienmärkte schienen die jüngsten Zollankündigungen zu ignorieren. So erreichte der KI-Branchenprimus gestern als erstes Unternehmen überhaupt eine Marktkapitalisierung von über vier Billionen US-Dollar. Auch der DAX zeigte sich wenig beeindruckt, schüttelte schlechte Daten aus der heimischen Industrie und dem Außenhandel ab und markierte einen neuen Rekordstand. Der viel beachtete „Fear and Greed Index“ des Senders CNN, ein Barometer für die Risikobereitschaft an den Finanzmärkten, liegt mittlerweile wieder in seinem Maximalbereich.
Wie geht es weiter?
Alles in allem bleibt es dabei: Die Entwicklung an den Aktienmärkten spiegelt nach wie vor die Erwartung wider, dass Trump seine Ankündigungen letztlich doch nicht umsetzen wird. Ein Realitätsabgleich dürfte spätestens im Zuge der anstehenden Berichtssaison erfolgen. Die Berichte über die tatsächlichen Auswirkungen von Wechselkursen und Zöllen sowie der Ausblick auf die kommenden Quartale diesseits und jenseits des Atlantiks dürften für die eine oder andere positive oder negative Überraschung sorgen. Der Sommer dürfte also volatile Kursbewegungen bereithalten.
Auch wenn den aktuellen Zolldrohungen nur wenig Beißkraft zuzukommen scheint, beobachten Kapitalmarktteilnehmer die Verhandlungen über ein Handelsabkommen zwischen den USA und der EU mit besonderem Interesse. Der zuletzt starke Rückgang deutscher Exporte in die USA unterstreicht die wichtige Bedeutung der Handelsbeziehungen.
Mit Blick auf die Aktienmärkte bleiben wir bei unserer Erwartung einer holprigen zweiten Sommerhälfte mit interessanten Einstiegspunkten.
Unser Halbjahresausblick, der diese Woche auf unserer Internetseite veröffentlicht wird, bietet eine ausführliche Erläuterung unserer Anlagestrategie und Prognosen sowie eine Einordnung und Bewertung der gegenwärtigen, volatilen politischen Entwicklung und der Reaktionen der Kapitalmärkte darauf.