Deutschland: Konjunkturerwartungen erneut deutlich aufgehellt

Deutschland: Konjunkturerwartungen erneut deutlich aufgehellt

Der vom Mannheimer Leibnitz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung ZEW ermittelte konjunkturelle Frühindikator überrascht im April erneut mit einem kräftigen Anstieg um 11,2 auf 42,9 Punkte. Der Wert übertrifft die nur leicht aufwärts gerichteten Erwartungen um beachtliche 7,9 Zähler.

Konjunktur-Optimismus wächst weiter
In den kommenden sechs Monaten erwartet mittlerweile eine knappe Mehrheit von 50,3% der Befragten eine konjunkturelle Verbesserung. 42,3% rechnen mit einer unveränderten Entwicklung und nur noch 7,4% mit einer Verschlechterung. Daraus errechnet sich der aktuelle ZEW Indikator von 42,9 Punkten.

Lage weiter schlecht
Die Einschätzung der aktuellen Lage hat sich kaum verbessert. Nur 1,2% der Befragten empfinden sie als gut, 18,4% sehen sie als normal an und 80,4% beurteilen sie als schlecht. Per Saldo konnte sich der entsprechende Lage-Indikator lediglich um bescheidene 1,3 auf minus 79,2 Punkte verbessern.

Inflationsraten sinken
Die Inflationserwartungen bleiben auch im April abwärtsgerichtet. Die Mehrheit der Befragten geht von einem nachlassenden Preisdruck aus. In Deutschland befürchten nur noch 8,6% einen Anstieg, 35,0% erwarten gleichbleibende Teuerungsraten. Eine Mehrheit von 56,4% setzt auf weiter sinkende Inflationsraten. In der Euro-Zone sind dies 55,2% und in den USA 50,0%.

Leitzinsen werden sinken
Auch bei den stark von den Notenbanken beeinflussten kurzfristigen Zinsen bleiben die Einschätzungen klar abwärtsgerichtet. Nur noch 0,6% bzw. 1,3% der Befragten rechnen im April in der Euro-Zone bzw. den USA mit höheren Leitzinsen. In der Euro-Zone erwarten 14,2% unveränderte Leitzinsen, in den USA sind es allerdings wieder 33,7%. Die klaren Mehrheiten von 85,2% in der Euro-Zone und immerhin noch 65,0% in den USA gehen von sinkenden Leitzinsen aus.

Renditen unverändert
Rund die Hälfte der Befragten sieht im kommenden halben Jahr unveränderte langfristige Zinsen. In Deutschland sind es 52,1%, in den USA 49,1%. Mit rückläufigen Renditen rechnen in Deutschland 37,4% und in den USA 38,7%. Steigende Langfristzinsen erwarten nur noch 12,2% in den USA und 10,5% in Deutschland.

DAX unverändert
Beim DAX hat die Zahl der Optimisten zugenommen. Mittlerweile rechnen 31,1% der Befragten in den kommenden sechs Monaten mit steigenden Notierungen. Allerdings erwarten immer noch die meisten der Befragten (41,6%) einen unveränderten Deutschen Aktienindex. Mit rückläufigen Notierungen rechnen 27,3%.

Dollar wertet auf
Der US-Dollar wird wieder optimistischer eingeschätzt. 46,5% der Befragten rechnen in den kommenden sechs Monaten mit einem höheren Wechselkurs des US-Dollar zum Euro. Während 37,6% einen unveränderten Wechselkurs erwarten, gehen 15,9% von einer Abwertung aus.

Fazit: Die Konjunkturerwartungen haben sich auch im April deutlich aufgehellt und stützen unsere Einschätzung, dass die konjunkturelle Erholung in Deutschland im laufenden Quartal beginnt.

Hintergrund:

Vorbote konjunktureller Wendepunkte
Der ZEW Indikator gilt als Vorbote konjunktureller Wendepunkte in Deutschland. Die ZEW Konjunkturerwartungen sind ein Frühindikator für die wirtschaftliche Lage, vergleichbar mit den ifo Geschäftserwartungen. Abgefragt werden die Erwartungen für die kommenden sechs Monate.

ZEW Indikator seit 1991
Seit 1991 werden im Rahmen des ZEW-Finanzmarkttests monatlich bis zu 300 Expertinnen und Experten von Banken, Versicherungen und Finanzabteilungen ausgewählter Großunternehmen kontaktiert. Sie werden nach ihren mittelfristigen Erwartungen bezüglich der Konjunktur- und Kapitalmarktentwicklung in Deutschland, der Euro-Zone, den USA und China befragt.

Konkret sind es die Erwartungen für die nächsten 6 Monate bezüglich Wirtschaftswachstums, Inflationsraten, Zinsen, Aktienindizes und Wechselkursen.

An der April-Umfrage des ZEW vom 08. bis 15.04.2024 beteiligten sich 165 Personen.