Deutsche Inflationsrate unverändert bei 2,2%

veröffentlicht am 29. April 2024

Deutsche Inflationsrate unverändert bei 2,2%

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Der Preisdruck hat sich im April kaum verändert. So legte der deutsche Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vormonat mit 0,5% zwar geringfügig stärker zu als im März (0,4%). Im Jahresvergleich blieb die den gesamten Warenkorb erfassende Headline-Inflationsrate jedoch unverändert bei 2,2% und lag damit unter der Konsensschätzung.

Die Annäherung der Headline-Inflationsrate an den von der EZB angestrebten Wert von 2,0% dürfte sich zwar verlangsamen. Doch auch wenn der Zielwert im weiteren Jahresverlauf noch nicht erreicht werden sollte, sind die Abweichungen nur noch relativ gering, verglichen mit denen von Ende 2022 bzw. Anfang 2023.

HVPI steigt leicht auf 2,4%
Auf Basis des von der EU und der EZB verwendeten Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) stieg die Inflationsrate mit 2,4% leicht an und lag damit über der Konsensschätzung. Im Monatsvergleich legte der HVPI zum dritten mal in Folge um 0,6% zu. Der HVPI unterscheidet sich vom VPI durch eine andere Gewichtung der Güter und Dienstleistungen im Warenkorb.

Kernrate sinkt auf 3,0%
Die ohne Nahrungsmittel- und Energiepreise berechnete Kernrate der Inflation ging vorläufigen Angaben zufolge im April von 3,3% auf 3,0% zurück. Der Abstand zur Gesamtrate reduzierte sich dadurch von 1,1 auf 0,8 Prozentpunkte.

Nahrungsmittel und Energie wirken bremsend
Seit Februar hat sich der Höhenflug der Nahrungsmittelpreise abgebremst. Sie lagen nur um 0,5% über dem Niveau des Vorjahres. Der Nahrungsmittel-Anteil im Warenkorb liegt bei 10,5%.
Auf dem Rückzug blieben auch die Preise für die mit 7,4% gewichtete Energie. Diese reduzierten sich zwar nicht mehr so stark wie im März (-2,7%), lagen im April aber weiterhin 1,2% unter ihrem Vorjahresniveau.

Der Warenkorb teilt sich etwa hälftig auf Waren und Dienstleistungen auf, die sich weiterhin recht unterschiedlich entwickeln. Waren verteuerten sich insgesamt um 1,2% zum April des Vorjahres, nachdem sie im März um 1,0% gestiegen waren.

Die Preise für Dienstleistungen zogen im April um 3,4% an. Im März lag das Plus noch bei 3,7%. Der stärkere Preisanstieg dürfte auf die hohen Tarifabschlüsse zurückzuführen sein, die im personalintensiven Dienstleistungssektor besonders zum Tragen kommen.

Wie geht es weiter?
Die deutschen Inflationsraten dürften in den kommenden Monaten wieder ansteigen. Im Mai gibt es einen negativen Basiseffek. Der Index ging im Mai 2023 um 0,1% zurück. Da im Mai 2024 mit einem spürbaren Anstieg zu rechnen ist, könnte die Inflationsrate im Mai auf 2,7% oder 2,8% anziehen. Im weiteren Jahresverlauf dürfte sie sich im Bereich um 2,5% bewegen.

Warum steigt der Preisindex heute schneller als früher? Die Tarifverhandlungen in 2024 dürften mit substantiellen Lohnsteigerungen ausgehen (privates Bankengewerbe fordert 12,5%; Chemie fordert 7,0%; Einzelhandelsverband empfiehlt Vergütungsanhebung von 10%; im Bauhauptgewerbe liegt Schlichterspruch von 250€ zzgl. 4,2% vor, um nur ein paar zu nennen). Diese werden sich wiederum in den Preisen für Waren und insbesondere Dienstleistungen widerspiegeln.

Für das Gesamtjahr 2024 erscheinen in Deutschland beim VPI und HVPI durchschnittliche Inflationsraten von 2,5% realistisch.

Die Kernrate spiegelt die deutlich steigenden Löhne und Gehälter stärker wider und wird langsamer zurückkommen als die Gesamtraten. Sie dürfte im Gesamtjahr bei 2,9% liegen.

Fazit: Die Inflationsraten dürften zwar kaum noch sinken, der Abstand zum Zielwert ist aber nicht mehr so groß wie noch im letzten Jahr. Dies sollte der EZB erlauben, eine nicht mehr ganz so restriktive Geldpolitik zu verfolgen und im Juni die Leitzinsen erstmals wieder zu senken.