- Im 1.Quartal 2025 lag das Wachstum im Euroraum mit 0,4% überraschend hoch
- Alle Euroländer mit positiven BIP-Veränderungsraten im 1.Quartal
- Zarter Optimismus bei Stimmungsindikatoren durch „Liberation Day“ mit Rückschlag
- 2.Quartal wohl mit Kontraktion, 2025 insgesamt aber mit Zuwachs von 0,5% prognostiziert
BIP-Wachstum im 1.Quartal 2025: erstaunlich stark
Gemäß eurostat ist die Bruttowertschöpfung im Euroraum im 1.Quartal 2025 real um 0,4% gestiegen. Dieser Wert liegt deutlich über den Konsensschätzung von 0,2% und auch wir waren von einem geringeren Wachstum ausgegangen. Besonders Irland stach mit einem Plus von 3,2% hervor. Hier dürften nicht zuletzt die großen US-Technologiekonzerne eine Rolle gespielt haben, die ihre europäischen Firmensitze in dem vergleichsweise kleinen Land (5,3 Mio. Einwohner) haben. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lag der BIP-Zuwachs des Euroraums sogar bei 1,2%. Das laufende Quartal könnte aufgrund des Gegenwinds aus dem Außenhandel dagegen negativ ausfallen.

Euroraum-Konjunktur in der Vergangenheit: mit moderatem Wachstum
Von Ende 2022 bis Ende 2023 waren die BIP-Veränderungsraten mit +/- 0,1% fünf Quartale lang äußerst schwach. Seit Anfang 2024 gibt es aber wieder ein nennenswertes Wachstum. Im Gesamtjahr 2024 betrug dieses 0,9%. Insgesamt scheint der Euroraum damit in eine Phase des moderaten Wachstums eingetreten zu sein, in der der BIP-Anstieg zwar nicht an die knapp 3% der USA heranreicht, aber über der Stagnation (um 0,0%) von Deutschland liegt.
Einzelne Euroländer: mit großen Unterschieden
Im Euroraum hat im letzten Jahr Spanien die Geschwindigkeit gemacht. Das Wachstum der Iberer von 3,2 Prozent hievte die Rate für den gesamten Währungsraum auf immerhin 0,9 Prozent. Der französische (1,1 %) und italienische (0,7 %) Zuwachs lagen etwa im Durchschnitt. Deutschland war mit -0,2% dagegen wieder der Bremsklotz.
Im ersten Quartal 2025 hat die Dynamik in Spanien etwas abgenommen, das Wachstum fiel mit 0,6% aber trotzdem gut aus und lag etwa auf dem erwarteten Niveau. Frankreich lag mit 0,1% etwas unter den Erwartungen und Italien mit 0,3% etwas darüber. Der BIP-Zuwachs in Deutschland fiel mit 0,2% so aus, wie prognostiziert.
Deutschland ist mit einem Anteil von annähernd 30% am gesamten Euro-BIP das Schwergewicht in der Währungsunion. Auf Platz Zwei liegt Frankreich mit rund 20%, gefolgt von Italien mit knapp 15% und Spanien mit gut 10%. Damit werden in den vier größten Volkswirtschaften fast drei Viertel des Euro-BIP generiert.

Einkaufsmanagerindizes: mit gemischtem Bild, insgesamt wenig optimistisch
Der europäische Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrie verbesserte sich seit Dezember stetig. Von 45,1 kletterte auf zuletzt 48,7 Punkte im April. In Deutschland war der Anstieg von 42,5 auf zuletzt 48,0 Zähler sogar noch größer, allerdings musste von März auf April ein kleiner Rückschlag hingenommen werden. Ähnliches gilt für das französische Pendant, welches aktuell bei 48,2 Punkten liegt. Der jüngste Dämpfer ist wohl auf die US-Zölle zurückzuführen, die den Außenhandel belasten. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass sich die Industrie-PMIs zwar signifikant verbessert haben, aber noch immer unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten liegen.

Für den Dienstleistungssektor ging der Trend tendenziell in die andere Richtung. Lag der Index für den Euroraum im Dezember 2024 noch bei 51,6 Zählern, beträgt er im April nur noch 49,7 Punkte und liegt damit knapp im Kontraktionsbereich. In Deutschland ging es von 52,5 Zählern im Januar auf aktuell 48,8 Punkte nach unten. In Frankreich ist der Trend seit der Olympia-Euphorie im August klar abwärtsgerichtet, wobei der April-Wert bei 46,8 steht. Zusammengenommen spricht dies für eine abnehmende Dynamik im Dienstleistungsbereich.

Ausblick: mit leichtem Dämpfer
Das zweite Quartal 2025 dürfte vom „Liberation Day“ geprägt sein. Die Verunsicherung um das Zoll-Chaos und der fehlende planbare Rahmen dürften Exporte reduzieren (sofern nicht Vorzieheffekte überwiegen) sowie Unternehmensinvestitionen und weitreichende private Konsumausgaben aufschieben. Daher rechnen wir für Euroraum als Ganzes mit einem moderaten Rückgang um -0,2%. Für das Gesamtjahr 2025 dürfte jedoch ein leichtes Plus von rund einem halben Prozent stehen.
Prognosen auf einen Blick

Hinweis
Vergleicht man BIP-Wachstumsraten zwischen verschiedenen Ländern muss man genau darauf achten, welche Veränderungsrate dargestellt wird. Z.B., ob die Bezugsgröße das Vorquartal oder das Vorjahresquartal ist und, ob die Rate annualisiert wurde. Insbesondere die USA weisen meist die annualisierte Rate aus, d.h., dass berechnet wird, wie hoch das jährliche Wachstum ausfallen würde, wenn vier Quartale in Folge den identischen Anstieg ausweisen würden. Dadurch sieht die Zahl mehr als viermal so groß aus. China stellt dagegen die Veränderung zum gleichen Quartal des Vorjahres in den Vordergrund. Die Euroländer weisen meist der Wachstumsrate zum Vorquartal aus.