Japan lässt Leitzins unverändert

veröffentlicht am 26. April 2024

Japan lässt Leitzins unverändert

Die Bank of Japan (BoJ) ließ den neuen Leitzins – den Tagesgeldsatz – Ende April unverändert in der Spanne von 0,0% bis 0,1%. Auf Einlagen bei der Zentralbank werden weiterhin 0,1% Zinsen gezahlt.

Die weiteren geldpolitischen Entscheidungen seien abhängig vom Zustand der Wirtschaft und der Entwicklung der Preise.

Die BoJ geht in ihren aktuellen Projektionen in den kommenden Jahren von Inflationsraten nahe dem Zielwert von 2% aus. Dies dürfte als Hinweis verstanden werden, dass sie sich auf dem Weg zu etwas höheren Leitzinsen befindet. Rasche kräftige Zinsanhebungen sind allerdings nicht zu erwarten.

Die anhaltende Yen-Schwäche wurde von der Notenbank nicht zum Anlass genommen, den Leitzins anzuheben. Die japanische Geldpolitik sei nicht darauf ausgerichtet, die Devisenkurse direkt zu kontrollieren, ließ die BoJ verlauten. Der Wechselkurs des Japanischen Yen zum US-Dollar fiel daraufhin auf den tiefsten Stand seit 1990.

Geldpolitische Wende im März
Im März beschloss die BoJ die lange erwartete geldpolitische Wende und beendete die Anfang 2016 begonnene Phase negativer Leitzinsen. Es war zudem die erste Leitzinserhöhung seit 17 Jahren.
Beendet wurde auch die seit Ende 2016 verfolgte „quantitative und qualitative monetäre Lockerung mit Zinskurvensteuerung“ (Quantitative and Qualitative Monetary Easing (QQE) with Yield Curve Control).

Allerdings wird die BoJ auch weiterhin Staatsanleihen, Geldmarktpapiere und Unternehmensanleihen im monatlichen Umfang von bis zu 6 Bill. Yen erwerben.

Inflationsrate auf Zielkurs
Ursächlich für die geldpolitische Wende in Japan war zunehmende Gewissheit der Notenbank, dass sich die Inflationsrate dauerhaft im Bereich des Zielwertes von 2,0% bewegen wird. Die Wechselwirkung zwischen Lohnanhebungen und Inflationsraten wurde stabiler, so dass die Tarifrunde bei Großunternehmen zu Lohnanhebungen von mehr als 5% führte. Dies war der höchste Anstieg seit mehr als 30 Jahren.

Mit der Rückkehr klar positiver Inflationsraten endet die jahrzehntelange Phase der Deflation. Seit Ende der 80er Jahre bewegten sich die Inflationsraten – abgesehen von kurzen Ausreißern – nahe der Nulllinie, häufig auch darunter.

Die BoJ misst die Preissteigerungen mit der Kern-Inflationsrate „all items less fresh food“, die 2023 auf 3,1% stieg. Im März lag sie bei 2,6% und dürfte auch in den kommenden Monaten den Zielwert von 2,0% leicht übersteigen.

Die Bank of Japan rechnet in ihren Projektionen vom April mit Inflationsraten von 2,8% in 2024 und jeweils 1,9% in 2025 und 2026. Diesen Werten liegt jeweils das Ende März endende Fiskaljahr zugrunde. Die Werte auf Basis des Kalenderjahres dürften ähnlich ausfallen.

BIP 2024: +0,8%
Das japanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im Kalenderjahr 2023 um 1,9%. In dem im März endenden Kalenderjahr dürften es 1,5% gewesen sein.

Die Bank of Japan rechnet in ihren Projektionen vom April mit BIP-Zuwächsen von 0,8% in 2024 und jeweils 1,0% in 2025 und 2026. Die Werte basieren auf dem Fiskaljahr. Gemessen in Kalenderjahren fallen sie ähnlich aus. Wir halten diese Schätzungen für realistisch.

Yen: Wo ist der Boden?

Mit der ersten Leitzinsanhebung seit 17 Jahren in Japan war die Hoffnung verbunden, der Japanische Yen würde die Anfang 2021 begonnene Talfahrt beenden. Gegenüber dem Euro verlor er seit Anfang 2021 rund ein Drittel, gegenüber dem US-Dollar sogar mehr als die Hälfte. Seit Jahresbeginn 2024 liegt der Yen zum Euro bereits wieder mehr als 8% hinten.

Seit einigen Wochen verdichten sich die Anzeichen, dass die Bank of Japan zugunsten des Yen intervenieren wird. Vor diesem Hintergrund könnte der Yen vor einer Erholung stehen.

Fazit: Der Japanische Yen blieb trotz der Leitzinswende auf Talfahrt und dürfte auf Interventionen der Notenbank angewiesen sein, um wieder aufzuwerten.