Schweden beschließt erste Leitzinssenkung

veröffentlicht am 8. Mai 2024

Schweden beschließt erste Leitzinssenkung

 

Die Sveriges Riksbank senkte die Policy Rate im Mai um 0,25% auf nun 3,75%. Begründet wird dies damit, dass die Inflation auf die Zielrate zusteuere, während die wirtschaftliche Aktivität schwach sei. Sofern sich die Inflationserwartungen nicht ändern, stellt die Schwedische Zentralbank zwei weitere Zinssenkungen für die zweite Jahreshälfte in Aussicht.

Zuvor hatte die Riksbank die Zinsen von April 2022 bis September 2023 von 0% auf 4% angehoben. Die Notenbank-Projektion wird erst wieder im Juni aktualisiert. Laut der Veröffentlichung von März liegt die Erwartung für die Policy Rate im Jahresdurchschnitt bei 3,80% in 2024, 3,00% in 2025, 2,70% in 2026 sowie 2,60% im 1. Quartal 2027. Die Renditen der 10-jährigen Staatsanleihe werden bei 2,30% in 2024 sowie jeweils 2,20% in 2025 und 2026 gesehen.

 

Inflationsraten nähern sich dem Zielwert

Die schwedische Inflationsrate soll 2,0% betragen und sich in einer Spanne von 1,0% bis 3,0% bewegen. Im März lag sie mit 2,2% schon sehr nahe am Zielwert. Dies ist der niedrigste Wert seit Juli 2021. Als Messlatte dient die Inflationsrate ohne Hypothekenzahlungen CPIF.

Gemäß Riksbank lässt der Preisdruck weiter nach. Zudem liegen die Inflationserwartungen in der Nähe des Zielwertes. Preisdämpfend wirken die konjunkturelle Schwäche und der sich abkühlende Arbeitsmarkt. Sorgen bereitet dagegen die Schwäche der Schwedischen Krone, die grundsätzlich inflationstreibend wirkt (importierte Inflation).

Die Riksbank rechnet in ihrer Projektion vom März mit Inflationsraten von 2,3% in 2024, 1,9% in 2025 und jeweils 2,0% in 2026 und 2027. In ihrer heutigen Pressemitteilung betont sie aber auch, dass der Ausblick von hoher Unsicherheit geprägt ist. Da die Inflation von sehr hohen Werten fällt (in der Spitze im Dezember 2022 über 10%), sind Abweichung sowohl nach oben als auch nach unten möglich. Inflationsrisiken werden insbesondere im Zusammenhang mit der starken US-Wirtschaft, geopolitischen Spannungen und dem Wechselkurs gesehen.

 

Rezession vermutlich überwunden

Im Jahr 2022 wuchs das schwedische Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 2,7%.

Im Jahr 2023 setzte eine Schwächephase ein. Der Jahresauftakt fiel noch positiv aus, das BIP legte im 1. Quartal um 0,7% zum Vorquartal zu. Danach begann eine Rezession, hervorgerufen durch eine schwächere Immobiliennachfrage und rückläufige private Konsumausgaben. Das BIP schrumpfte im 2. Quartal um 0,7% und jeweils um 0,1% im 3. und 4. Quartal. Im Gesamtjahr 2023 stagnierte es.

Im Jahr 2024 muss beim BIP ein statistischer Unterhang von 0,3% wettgemacht werden. Im 1. Quartal reduzierte sich das BIP erneut um 0,1%. Gemäß der letzten Projektion der Riksbank soll im 2. Quartal nun eine Erholung einsetzen. Die Riksbank rechnete für das laufende Jahr mit einer Wachstumsrate des BIP von 0,3%. Der IWF sieht einen Anstieg von 0,2%.

Erst 2025 soll mit einem BIP-Plus von 1,9% die Rückkehr auf einen steileren Wachstumspfad gelingen. Für 2026 und 2027 werden BIP-Zuwächse von 2,4% bzw. 2,1% erwartet.

 

Schwedische Krone unterbewertet

Die Schwedische Krone (SEK) befindet sich seit Ende 2021 auf einer Talfahrt, die angesichts enormer Leistungsbilanzüberschüsse auch von der Notenbank nur schwer nachvollzogen werden kann. Als mögliche Begründung führt die Riksbank in ihrem Monetären Bericht vom März 2024 das unerwartet starke Wachstum in den USA und das geringe Wachstum in Schweden an. Dies könnte den Dollar gestärkt und die Krone geschwächt haben.

Die Krone erholte sich im November und Dezember vergangenen Jahres. Seit Jahresbeginn fiel sie jedoch wieder zurück und liegt dem Euro gegenüber aktuell etwa 5% hinten. Nach Einschätzung der Riksbank ist sie unterbewertet und wird mittelfristig an Wert gewinnen.

Fazit: Die Zinswende wurde eingeleitet und die konjunkturelle Talsohle dürfte durchschritten sein. Nun sollte sich eine konjunkturelle Erholung einstellen, die die Schwedische Krone unterstützt.