Die US-Notenbank (Fed) hat gestern Abend wie vom Kapitalmarkt erwartet den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf die Spanne von 4,00 bis 4,25 % gesenkt. Die Aktienmärkte reagierten per Saldo auf Wochensicht nahezu unverändert auf die Entscheidung, da diese mit großem Konsens so antizipiert worden war.
Schwächer als erwartet ausgefallene Daten zum US-Konsumentenvertrauen wurden im Wochenverlauf von etwas stärkeren Einzelhandelsumsatzdaten kompensiert, so dass es auch von dieser Seite kaum neue richtungsweisende Erkenntnisse gab.
Die vom Mannheimer Forschungsinstitut ZEW erhobene monatliche Umfrage zur Stimmung für die deutsche Wirtschaftsentwicklung ergab ein zuversichtlicheres Bild als zuvor erwartet. Dies war aber lediglich auf die Erwartungskomponente, nicht die Bewertung der aktuellen Lage, zurückzuführen.
Wie geht es weiter?
Die US-Notenbank dürfte bei ihrer gestrigen Entscheidung stark auf die Abschwächung am US-Arbeitsmarkt abgestellt haben. Von der Inflationsseite gab es dagegen in den letzten Wochen eher negative Überraschungen und der weitere kurzfristige Verlauf erscheint hier, insbesondere wegen der schwierigen Frage der Wirkungsweise der im historischen Vergleich der letzten 70 Jahre extremen Zollpolitik, recht unsicher. Die Medianprognose der stimmberechtigten Fed-Mitglieder, wonach bis zum Jahresende 2025 noch zwei Leitzinssenkungen erwartet werden, muss deshalb auch vor dem Hintergrund gesehen werden, dass eine nicht ganz kleine Minderheit keine weitere Zinssenkung in 2025 mehr erwartet.
Wir halten eine Orientierung am Marktkonsens von zwei weiteren Leitzinssenkung in 2025 aber durchaus für plausibel. Dabei geben wir zu Bedenken, dass diese Leitzinssenkungen mit der am Arbeitsmarkt ablesbaren nachlassenden wirtschaftlichen Dynamik nicht ohne Grund und von einem recht hohen – und damit immer noch restriktiven – Niveau erfolgen.
Mit dieser Kombination (Zinssenkungen wegen abflauender wirtschaftlicher Dynamik und nicht wegen nachlassender Inflationssorgen) stellt sich aber die Frage, ob die Bewertungen am US-Aktienmarkt, insbesondere in zuletzt besonders gefragten Bereichen, nicht schon etwas zu anspruchsvoll geworden sind.
Wir bleiben deshalb bei Aktien bei unserer insgesamt neutralen Haltung: Gewinne weiterlaufen lassen, da schwierig abzuschätzen ist, wann die Stimmung kippt. Für Neuengagements setzen wir eher auf Nachzügler (Biotechnologie, Nebenwerte) oder stärker diversifizierende Themen (Asien).