Zuletzt wuchsen an den globalen Börsenplätzen die Sorgen über die Rechtfertigung der hohen Bewertung von Aktien aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI). Dies führte zeitweise zu größeren Kursrücksetzern. Dennoch bleibt es dabei, dass diese vorwiegend als Kaufmöglichkeiten genutzt werden. So erholten sich gestern vor allem die asiatischen Märkte und auch der DAX schloss nach einem schwachen Start im grünen Bereich.
Der Shutdown in den USA ist mittlerweile der längste in der amerikanischen Geschichte und geht heute in den 37. Tag. Nichtsdestotrotz reagieren die Märkte noch immer relativ gelassen auf die Situation. Dabei befinden sich die USA aufgrund der Teilschließung vieler staatlicher Einrichtungen weiterhin in einem Datenvakuum. Einen aktuellen Einblick in den Arbeitsmarkt lieferten gestern jedoch die Zahlen des privaten Dienstleisters ADP, die deutlich besser ausfielen als vom Markt erwartet. Die Börsianer nahmen dies mit Wohlwollen auf. Andererseits dürfte dies die Hoffnung der Aktienmärkte auf eine weitere Zinssenkung der US-Notenbank (Fed) im Dezember weiter dämpfen. Zwar hatte die Fed ihren Leitzins vergangene Woche um 0,25 Prozentpunkte gesenkt, jedoch betont, dass eine Ermäßigung auf der nächsten Sitzung kein Automatismus sei. Weniger überraschend war hingegen die Entscheidung der EZB letzte Woche Donnerstag, ihren Leitzins unverändert bei 2,0 Prozent zu belassen.
Im makroökonomischen Datenkalender zeigten die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland nach zuletzt drei Rückgängen in Folge ein Plus von 1,1 Prozent. Die Industrieproduktion lag mit einem Wachstum von 1,3 Prozent hingegen fast zwei Prozentpunkte unter den Markterwartungen. Beim BIP-Wachstum (ein rückblickender Indikator) entging Deutschland mit einem Nullwachstum knapp einer technischen Rezession. Der gesamte Euroraum wuchs im dritten Quartal hingegen leicht um 0,2 Prozent, was insbesondere auf ein stärker als erwartet ausgefallenes Wachstum in Frankreich (trotz der Regierungskrise) zurückzuführen ist. In den USA zeigten die jüngsten Einkaufsmanagerindizes ein gemischtes Bild.
Wie geht es weiter?
Die wöchentlichen Kosten des Shutdowns für die US-Wirtschaft belaufen sich schätzungsweise auf 5 bis 30 Milliarden US-Dollar. Da sich ein Ende des Stillstandes noch immer nicht abzeichnet, dürften die erwartbaren negativen Folgen mehr und mehr zum Thema für die Finanzmarktteilnehmer werden. Die ausbleibenden Veröffentlichungen von Makrodaten – insbesondere des ursprünglich für Freitag erwarteten Arbeitsmarktberichts – tragen weiter zur Ungewissheit über den Zustand der Konjunktur und den weiteren Zinspfad der Fed bei.
Der Oberste Gerichtshof der USA befasst sich weiterhin mit der Frage der Legalität der US-Zölle. Die erste Anhörung zeigte eine relativ große Skepsis der Richter, sodass die Wahrscheinlichkeit einer Rücknahme der Zölle zugenommen hat. Eine Entscheidung könnte noch dieses Jahr fallen. Die Folgen wären schwer abzuschätzen, dürften aber insgesamt zu volatilen Marktbewegungen führen.
Auf der Mikroebene werden die Quartalszahlen von Unternehmen aus dem KI-Bereich weiterhin akribisch analysiert. In der aktuellen Berichtssaison zeichnet sich ab, dass Börsianer nicht mehr nur die Höhe der KI-bezogenen Ausgaben honorieren, sondern zunehmend auch die künftige Rentabilität dieser kostspieligen Investitionen berücksichtigen. Schlechtere Quartalszahlen bzw. Geschäftsausblicke einzelner Unternehmen könnten deutlichen Druck auf den gesamten Sektor ausüben und die Debatte um eine mögliche KI-Investitionsblase weiter anheizen.
Die spürbare Zunahme von Schwankungen bei risikoreicheren Vermögenswerten deutet auf eine gewisse Nervosität der Marktteilnehmer hin. Risikoaspekte scheinen für viele Anleger wieder relevanter zu werden.
Ob sich vor dem Hintergrund der aktuellen Konstellation von Mikro- und Makrodaten eine Jahresendrallye ergeben wird, scheint uns aktuell eher unwahrscheinlich. Dennoch spricht aus unserer Sicht vieles dafür, ausreichend am Aktienmarkt engagiert zu bleiben. Die unscharfe Makrosicht erschwert allerdings den Blick nach vorne und rechtfertigt unserer Ansicht nach eine robuste Aufstellung. Hinsichtlich der regionalen Streuung bevorzugen wir nach wie vor den asiatischen Raum.





