Neuseeland lässt Leitzins unverändert bei 5,50%

veröffentlicht am 22. Mai 2024

Neuseeland lässt Leitzins unverändert bei 5,50%

 

Die Reserve Bank of New Zealand (RBNZ) ließ die Official Cash Rate (OCR) auch im Mai unverändert bei 5,50%. Dies entsprach den Erwartungen. Zwar habe die restriktive Geldpolitik den Kapazitätsdruck reduziert und den Arbeitsmarkt etwas entspannt. Doch sei die Teuerungsrate vor allem aufgrund niedrigerer Preissteigerungen importierter Güter zurückgegangen. Die inländische Inflation, getrieben durch Dienstleistungen, sei immer noch zu hoch.

 

Leitzins bleibt zunächst hoch

Gemäß der aktualisierten Projektion der RBNZ könnte die OCR bis Jahresende auf 5,7% erhöht und danach langsam zurückgenommen werden. Ab dem dritten Quartal 2025 rechnet die RBNZ mit stärkeren Rücknahmen des Leitzinses von jeweils etwa 0,3 Prozentpunkten pro Quartal. Damit sieht sie die OCR Ende 2025 bei 5,1%, Ende 2026 bei 3,7% und Mitte 2027 bei 3,0%.

 

Inflationsraten noch zu hoch

Die Teuerungsrate in Neuseeland wird quartalsweise ausgewiesen. Im ersten Quartal ist sie auf 4,0% gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken. Allerdings sind die Unterschiede innerhalb des Warenkorbs groß. Während handelbare Güter nur noch eine Teuerung von 1,6% aufwiesen, sind die Preise für nicht-handelbare um 5,8% gestiegen.

Als „nicht-handelbar“ werden Waren und Dienstleistungen bezeichnet, die kaum internationalem Wettbewerb unterliegen und damit hauptsächlich durch inländische Faktoren beeinflusst werden. Sie machen etwa 60% des gesamten Warenkorbs aus. Ihre Teuerung liegt nahe der Kerninflation und ist eine wichtige Metrik für die Zentralbank, um die Nachhaltigkeit der Preisentwicklung zu bewerten.

Nach Einschätzung der Notenbank wird die Headline-Inflation in der zweiten Jahreshälfte 2024 wieder in den Zielkorridor eintreten. Dieser liegt zwischen 1% und 3%. Ende 2024 soll sie bei 2,9% liegen, Ende 2025 bei 2,2% und ab dem zweiten Quartal 2026 bei 2,0%.

 

Wachstum noch gering

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im letzten Quartal 2023 um 0,1%. Damit durchlief Neuseeland in der zweiten Jahreshälfte 2023 eine technische Rezession. Außerdem war das Wachstum nun in vier der vergangenen fünf Quartale negativ. Hohe Zinsen haben den Privatkonsum sowie Wohnungsbau- und Unternehmensinvestitionen trotz eines starken Bevölkerungswachstums gedrückt.

Aktuell erholt sich die Wirtschaft. Allerdings wird das Wachstum noch durch den hohen Leitzins und die schwächere globale Nachfrage gedämpft. Mittelfristig sollten die Zuwanderung und wieder sinkende Zinsen für höhere Wachstumsraten sorgen.

Laut RBNZ Projektion dürften die Quartalswachstumsraten in diesem Jahr mit jeweils zwischen 0,1% und 0,4% zwar positiv, aber noch recht niedrig ausfallen. Ab Ende 2025 werden die Werte dann bei 0,7% bis 0,8% gesehen. Annualisiert, also auf ein Jahr gerechnet, sind dies etwa 2,4%, was dem Potentialwachstum entspricht.

 

Haushaltsdefizite nehmen langsam ab

Vor 2020 hatte Neuseeland einen jährlichen Haushaltsüberschuss, der sich aufgrund der Covid-Pandemie jedoch in ein Defizit drehte und in der Spitze bei -7,3% lag. Ging die Notenbank in ihrer Februar-Projektion noch davon aus, dass ab 2027 wieder ein Überschuss erreicht würde, ist dies in der aktuellen Prognose nicht mehr zu finden und die Defizite in den Jahren davor werden etwas höher erwartet.

Der Fehlbetrag für 2024 wird auf 2,6% (zuvor 2,4%), für 2025 auf 1,9% und für 2026 auf 1,1% geschätzt. Auch in 2027 soll der Saldo mit -0,2% noch negativ ausfallen.

 

Leistungsbilanz defizitär

Der Schwachpunkt des neuseeländischen Datenkranzes bleibt die chronisch defizitäre Leistungsbilanz. Sie dürfte 2024 eine Unterdeckung von 6,5% des BIP aufweisen. Danach sollen sich die Defizite nach Einschätzung der RBNZ auf 6,1% in 2025, 5,2% in 2026 sowie 4,6% in 2027 belaufen.

 

Kiwi schwächelt

Der Neuseeland Dollar („Kiwi”) begann Ende 2022 eine Talfahrt, die ihren Tiefpunkt im vergangenen Sommer fand. Die anschließende Erholung brachte den Kiwi wieder in den Bereich um 1,75 NZD pro Euro, den er jedoch nicht behaupten konnte. Im laufenden Jahr liegt er gegenüber dem Euro etwa 1,4% hinten.

 

Fazit: Die mittelfristig besseren Wachstumsperspektiven auf der einen und die anhaltenden Haushalts- und Leistungsbilanzdefizite auf der anderen Seite dürften zu einer Seitwärtsbewegung des Neuseeland Dollars führen.