Das gestrige milde Börsengewitter dauerte nur 30 Minuten. Auslöser waren Informationen aus Regierungskreisen, denen zufolge US-Präsident Donald Trump angeblich kurz davorstehe, den Präsidenten der US-Notenbank (Fed), Jerome Powell, zu entlassen. Ein derartiges Vorgehen würde die Unabhängigkeit der Notenbank massiv untergraben und wurde vom Markt direkt abgestraft. Die Bekundung Donald Trumps, der Bericht sei falsch, brachte dem Sommergewitter ein jähes Ende. Zwar unterstrich der Markt hier seine Rolle als Korrektiv, angesichts der Tragweite, die eine tatsächliche Entlassung Powells zur Folge hätte, fiel die Reaktion jedoch relativ gering aus. Hierbei zeigt sich einmal mehr, dass die Kapitalmarktteilnehmer davon ausgehen, dass Donald Trump letztendlich doch immer einen Rückzieher macht. Auch das Thema Zollandrohungen bleibt für die Aktienmärkte aus demselben Kalkül ein weitgehend ausgeklammertes Nebenthema. So hat neben Mexiko nun auch die EU einen Brief von US-Präsident Donald Trump erhalten, in dem er den Mitgliedsländern Importzölle in Höhe von 30 Prozent ab dem 1. August androht. Der Handelsstreit dürfte also mit ungewissem Ausgang weitergehen.
Der Deutsche Aktienindex DAX ist gestern zum fünften Mal in Folge gefallen. Er hält sich jedoch trotz der Androhung von US-Zöllen und der Bekundung einiger EU-Staaten, mit massiven Gegenmaßnahmen reagieren zu wollen, über der Marke von 24.000 Punkten.
Wie geht es weiter?
Die Marktteilnehmer widmen ihre Aufmerksamkeit nun vornehmlich der laufenden Berichtssaison. Dabei dürfte das Hauptaugenmerk auf den tatsächlichen Auswirkungen von Zöllen und Wechselkursen liegen. Die große Ungewissheit über die weiteren Zollentwicklungen dürfte, wie bereits im ersten Quartal, den Ausblick vieler Unternehmen erschweren. Schließlich werden fast drei Viertel der Unternehmen im S&P 500 ihre Quartalszahlen vor dem aktuellen Zoll-Ultimatum veröffentlichen.
In den USA machten die großen Banken den Auftakt und präsentierten unterm Strich gute Zahlen. Diesseits des Atlantiks waren die Zahlen bislang durchwachsen, zeigten aber die zunehmende Unsicherheit im Hinblick auf den ökonomischen Rahmen. Die jüngsten Inflationsraten in den USA spiegeln weiterhin keine größeren Zolleffekte wider. Da die Zölle jedoch letztendlich von irgendjemandem bezahlt werden müssen, dürften sich die Effekte zunehmend in Form von höheren Preisen und geringeren Gewinnmargen niederschlagen.
Insbesondere auf Einzeltitelebene können sich in der laufenden Berichtssaison interessante Ein- und Ausstiegspunkte ergeben. Insgesamt bestätigen wir unsere Präferenz für eine robuste Aufstellung, zu der wir auch eine globale Streuung zählen. Weiterführende Gedanken und unsere ausführliche Strategie sind in diesem Zusammenhang in unserem letzte Woche veröffentlichten Halbjahresausblick zu finden.