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Wochenausblick Aktien

Unser Wochenausblick hebt Sie heraus aus dem tagesaktuellen Geschehen des Finanzmarktes und fasst die wichtigsten Informationen kompakt zusammen. Mit dieser Einordnung lassen sich aktuelle Markttrends besser verstehen und sie hilft, Chancen und Risiken effektiver zu analysieren. Das Experten-Team der Haspa liefert kapitalmarktspezifische Einschätzungen zur Weltlage, kommentiert Finanz-News und weist auf wichtige Termine hin.

Mildere Töne der US-Regierung

Eine alte Börsenweisheit besagt, dass politische Börsen kurze Beine haben. Aktuell scheinen diese jedoch deutlich länger zu sein. So ist es nicht verwunderlich, dass auch in dieser Woche politische Meldungen die zentralen Treiber an den Finanzmärkten waren. Dabei zeigte sich einmal mehr, dass Sorge und Erleichterung nach wie vor dicht beieinander liegen.

Einer der Hauptgründe für die hohe Nervosität an den Märkten in dieser Woche war die Befürchtung, dass der US-Präsident versuchen könnte, Notenbankchef Jerome Powell zu entlassen. Auslöser waren neue Äußerungen Donald Trumps gegen Powell und dessen baldiges Amtsende, welches nicht früh genug kommen könne. Dies wurde von den Märkten negativ aufgenommen, da eine Entlassung die Unabhängigkeit der Notenbank untergraben würde. Der Dollar wertete gegenüber wichtigen Währungen weiter ab, die US-Aktienmärkte gaben deutlich nach, die Renditen von US-Staatsanleihen stiegen und Gold erreichte neue Rekordstände.

Diese Entwicklungen drehten sich im Laufe der Woche jedoch wieder weitgehend um. Auch hierbei spielten Aussagen der US-Regierung eine wesentliche Rolle. Eine (zumindest vorläufige) Zusage Trumps, Powell nicht zu entlassen, sorgte am Dienstag für Erleichterung an den Finanzmärkten. Auch im Handelsstreit mit China schlug die US-Regierung mildere Töne an. Die Zölle seien in ihrer jetzigen Höhe nicht haltbar und eine Verhandlungslösung mit deutlich niedrigeren Zöllen grundsätzlich erreichbar.

Dennoch bleibt die Nervosität vieler Finanzmarktteilnehmer insgesamt deutlich erhöht und die Nachfrage nach „sicheren Häfen“ hält an. Erschwerend kommt hinzu, dass der US-Dollar und US-Anleihen, die üblicherweise in Krisenzeiten stark nachgefragt werden, derzeit aus nachvollziehbaren Gründen nicht als „Rückzugsort“ in Betracht kommen. Gold konnte hier in seiner Rolle als vermeintlich sicherer Hafen glänzen. Die allgemeine Unsicherheit an den Märkten spiegelt sich teilweise auch in der hohen Nachfrage nach Schweizer Staatsanleihen wider, die zwischenzeitlich bei kürzeren Laufzeiten teilweise negative Renditen aufwiesen. Auch Bundesanleihen bleiben weiterhin stark nachgefragt.

In Deutschland ist der Einkaufsmanagerindex (PMI) für den Dienstleistungssektor leicht unter die Wachstumsschwelle gefallen. Der PMI für das Verarbeitende Gewerbe hat sich leicht verbessert, liegt aber ebenfalls unter der Wachstumsschwelle. Auch im Euroraum befinden sich die entsprechenden Indizes im Kontraktionsbereich. Trotz des Gegenwinds durch Zölle, der Aussicht auf schwächeres Wachstum und der hohen geopolitischen Unsicherheit ist der ifo-Geschäftsklimaindex heute entgegen den Markterwartungen zum vierten Mal in Folge gestiegen. Wie das ifo-Institut mitteilte, stellt sich die deutsche Wirtschaft jedoch auf Turbulenzen ein.

Wie geht es weiter?

Eine Entlassung von Jerome Powell durch den US-Präsidenten halten wir für unwahrscheinlich. Nicht nur aus rechtlicher Sicht und angesichts der jüngsten Äußerungen von Donald Trump, sondern vor allem mit Blick auf die Anleihemärkte. Eine Entlassung des Fed-Präsidenten dürfte zu einem massiven Rückzug aus US-Anleihen führen und die Finanzierungskosten in die Höhe treiben – eine Entwicklung, die US-Finanzminister Scott Bessent unter allen Umständen vermeiden will.

Positiv zu vermerken ist, dass sich die US-Regierung in einigen ihrer jüngsten Entscheidungen dem „erzieherischen Charakter“ der Märkte (insbesondere der Anleihemärkte) nicht gänzlich zu entziehen scheint. Angesichts des erratischen Verhaltens der US-Regierung könnte sich diese Einschätzung aber auch schnell wieder ändern. Die Volatilität der Märkte dürfte anhalten.

In der kommenden Woche werden vor allem die Inflationsdaten aus Deutschland und den USA sowie die deutschen BIP-Wachstumszahlen für das erste Quartal von Interesse sein.

Die Berichtssaison schreitet voran. Wir erwarten weiterhin relativ gute Q1-Zahlen, aber einen schwachen Ausblick. Die Mikroebene, insbesondere der Umgang der Unternehmen mit Zöllen, könnte diesmal in besonderem Maße wichtige Rückschlüsse auf das Makrobild liefern (vor allem im Hinblick auf Stellenabbau, Preisgestaltung und Veränderung der Lieferketten).

Insgesamt raten wir im aktuellen Marktumfeld weiterhin zu einem vorsichtigeren/defensiven Risikoprofil. In unserer letzten Woche veröffentlichten Frühjahrsprognose finden Sie unsere grundsätzlichen Überlegungen zur Anlagestrategie.

Stand 24.04.2025