Der bisher längste Shutdown in der Geschichte der USA hat nach dem Ausscheren einiger Demokraten aus der Parteilinie sein Ende gefunden. Die Finanzmärkte nahmen das sich bereits im Vorfeld abgezeichnete Ende des Shutdowns in den vergangenen Tagen positiv auf und schickten den Dow Jones Aktienindex auf einen neuen Rekordstand. In den technologielastigeren US-Indizes spiegeln sich jedoch nach wie vor die Sorgen der Marktteilnehmer um eine mögliche Investitionsblase bei KI-Unternehmen wider. So blieb die Kursentwicklung in diesem Sektor in den vergangenen Tagen weiterhin volatil.
Auch die Berichtssaison schreitet weiter voran. Bislang waren es vor allem die US-Unternehmen, die positiv überraschten. In den heimischen Gefilden fielen die Unternehmensgewinne insgesamt schwächer aus. Die aktuelle Woche wartet jedoch mit einer hohen Dichte an Quartalsberichten auf. Die bisherigen Einblicke in die Geschäftsbücher wurden insgesamt positiv aufgenommen und gaben dem DAX weiteren Aufwind.
Der ökonomische Datenkalender war diese Woche bislang eher spärlich gefüllt. Hervorzuheben ist jedoch der ZEW-Index, der unerwartet gefallen ist. Dies ist vor allem auf ein Schwinden des Vertrauens in die wirtschaftspolitische Handlungsfähigkeit der deutschen Regierung und die hohen konsumtiv Ausgaben im großen deutschen Fiskalpaket zurückzuführen. In eine ähnliche Kerbe schlugen auch die „Wirtschaftsweisen“, die ihre BIP-Wachstumsprognose für Deutschland für das nächste Jahr leicht herabsetzten und die Erwartungen an die Wachstumseffekte des Fiskalpakets dämpften.
Wie geht es weiter?
Die US-Regierung konnte eine Übergangsfinanzierung bis Ende Januar sichern. Mit dem Shutdown im Rückspiegel dürften die Marktteilnehmer ihre Aufmerksamkeit daher vermehrt auf die Vielzahl von Daten lenken, deren Veröffentlichung durch den Shutdown verzögert wurde. So wird beispielsweise der wichtige Arbeitsmarktbericht für September vermutlich nachträglich bereitgestellt. Nach Aussagen aus dem Weißen Haus ist die Veröffentlichung der Arbeitsmarkt- und Inflationszahlen für Oktober jedoch mangels Erhebungen während des Shutdowns unwahrscheinlich. Zudem könnte dieser auch die Qualität der Berechnung der kommenden Daten negativ beeinflussen. Insgesamt dürfte das Ende des Datenvakuums den Marktteilnehmern in den kommenden Wochen viel Interpretationsspielraum bezüglich des Zustands der US-Konjunktur und der Inflationsentwicklung bieten. Dies gilt insbesondere für die Hoffnungen der Börsianer auf weitere Zinssenkungen der US-Notenbank (Fed). Es ist jedoch festzuhalten, dass der Fed, bedingt durch den Shutdown, wichtige Datenpunkte bei ihrem nächsten Zinsentscheid im Dezember fehlen dürften.
Außerdem bleiben die Augen weiterhin auf die Berichtssaison gerichtet. Insbesondere das Zahlenwerk des KI-Branchenprimus NVIDIA dürfte dabei genauestens mit Blick auf das Vorliegen einer möglichen Investitionsblase in diesem Sektor analysiert werden.
Insgesamt spricht in unseren Augen vieles dafür, sich am Aktienmarkt engagiert zu zeigen. Das Ende des Shutdowns und Hoffnungen auf Zinssenkungen könnten sich als ein förderliches Umfeld erweisen. Allerdings gibt es gerade mit Blick auf die Entwicklung im KI-Sektor, die US-Politik (insbesondere die Nachbesetzung des Postens des Notenbankpräsidenten und die Frage nach der Rechtmäßigkeit der US-Zölle) sowie den aktuellen Zustand der US-Konjunktur viele Fragezeichen. Wir setzen daher weiterhin auf eine weitreichende Streuung und betrachten dabei insbesondere den asiatischen Raum als lukrativ.