Ende letzter Woche wuchsen an den globalen Börsen die Sorgen um eine mögliche KI-Investitionsblase wieder. Auslöser hierfür waren schwächer interpretierte Unternehmenszahlen und Ausblicke großer KI-Unternehmen sowie der Rückzieher eines wichtigen externen Kapitalgebers bei der Finanzierung eines großen Datenzentrums. Die Marktteilnehmer, die für das Thema Nachhaltigkeit von KI-Investitionen zunehmend sensibilisiert sind, reagierten entsprechend nervös. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund verzeichneten die großen US-Aktienindizes mittlerweile vier Verlusttage in Folge, und der DAX schloss am Mittwoch unterhalb der Marke von 24.000 Punkten. Insgesamt ist weiterhin eine gewisse Rotation von den schwergewichtigen Technologiewerten hin zum breiteren Markt zu beobachten.
Der lang erwartete US-Arbeitsmarktbericht, der aufgrund des Shutdowns verzögert bereitgestellt wurde und kombiniert die Zahlen von Oktober und November enthielt, bestätigte das Bild eines sich abkühlenden Arbeitsmarktes. Die Arbeitslosenquote stieg auf 4,6 Prozent und erreichte damit ein 4-Jahreshoch. Während der ZEW-Konjunkturindikator in den heimischen Gefilden anstieg, verzeichneten sowohl der ifo-Index als auch die Einkaufsmanagerindizes Rückgänge. Auch im Euroraum und in den USA gaben letztere nach, sodass die Aufbruchstimmung ins neue Jahr gedämpft bleibt. Auf ihrer Dezember-Sitzung hat die EZB entschieden, mit unveränderten Leitzinsen in den nächsten Turnus zu starten.
Derweil sind die geopolitischen Risiken wieder gestiegen. Hervorzuheben sind hierbei insbesondere der Konflikt zwischen den USA und Venezuela, die Androhung neuer Sanktionen der USA gegen Russland sowie die Diskussion um die Verwendung des eingefrorenen russischen Staatsvermögens zur Unterstützung der Ukraine. Die gestiegene Unsicherheit spiegelt sich auch in den jüngsten Preisanstiegen von Edelmetallen wider. Silber baute seine enorme Wertentwicklung in 2025 weiter aus und erreichte ein zwischenzeitliches Allzeithoch von fast 67 US-Dollar. Der „kleine Bruder von Gold“ profitiert weiterhin von einer zunehmenden industriellen Nachfrage sowie seiner Einstufung als kritisches Mineral durch die USA.
Wie geht es weiter?
Das Tempo, mit dem sich der US-Arbeitsmarkt abkühlt, dürfte im Hinblick auf die jüngsten Daten nicht stark genug gewesen sein, um eine Leitzinssenkung auf der Sitzung der US-Notenbank im Januar zu einem Automatismus zu machen. Zinssenkungshoffnungen an den Börsen könnten jedoch durch die heute veröffentlichten US-Inflationsdaten befeuert werden. Auch die in der nächsten Woche mit Verspätung bereitgestellten BIP-Wachstumsdaten für das dritte Quartal könnten die Erwartungen bezüglich des weiteren geldpolitischen Vorgehens der Fed beeinflussen. Mit Blick auf die Rentenmärkte könnte vor allem die Notenbanksitzung der japanischen Zentralbank für Bewegungen bei längerfristigen Staatsanleihen sorgen. Über indirekte Effekte könnte dies auch auf globaler Ebene für Aufwärtsdruck bei den Renditen sorgen.
Mit Blick auf das Jahr 2026 verweisen wir an dieser Stelle auf unseren heute erschienenen Jahresausblick „Chancen nutzen, Resilienz leben”. Darin beschreiben wir unsere Erwartungen für das Jahr 2026 und leiten unsere Anlagestrategie ab. Wie der Titel bereits verrät, erwarten wir auch im kommenden Jahr ein anspruchsvolles Marktumfeld, das einen hohen Grad an Resilienz erfordert. Sich bietende Chancen sollten jedoch aktiv genutzt werden.
Doch auch losgelöst vom Kapitalmarkt startet das nächste Jahr mit viel politischer Ungewissheit, ungelösten Konflikten sowie vielen inneren und äußeren Problemen für viele Länder. Allerdings können sich auch aus diesen „Störungen” mittel- bis langfristig ebenfalls Chancen und Veränderungen ergeben. Insgesamt blicken wir mit einem vorsichtigen Maß an Optimismus auf das Jahr 2026.
Zum Abschluss des Jahres wünschen wir Ihnen nicht nur viel Erfolg bei ihren Kapitalanlagen, sondern insbesondere auch frohe Feiertage und einen guten Rutsch in das neue Jahr!