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Fed mit Zinssenkung aber falkischer Haltung

Die Ergebnisse der Fed-Sitzung konnten die US-Aktienbarometer nur leicht nach oben bewegen, wobei die Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung noch am stärksten profitierten. Auf Wochensicht legte der Russell 2000 um rund 2 % zu.

Die US-Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte wurde bereits vom Markt antizipiert. Gebannt wurde dagegen erwartet, wie es um die Einigkeit im Fed-Gremium bestellt ist und welcher weitere Pfad aufgezeigt würde. So gab es insgesamt drei Gegenstimmen. Wenig überraschend forderte Stephen Miran einen großen Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten. Auf der anderen Seite standen zwei regionale Fed-Präsidenten, die sich explizit gegen eine Zinssenkung aussprachen. Daneben gab es vier weitere Fed-Angehörige, die nicht stimmberechtigt waren oder ihre Ablehnung nicht explizit nach außen tragen wollten. Immerhin zeigten in den Dot-Plots (Vorausschau des Fed-Gremiums) insgesamt sechs Punkte keine Veränderung der Fed Funds Rate für das Jahresende 2025 an. Außerdem hatte die US-Notenbank noch ein etwas überraschendes „Geschenk“ im Gepäck. So ist der Fed-Ausschuss der Ansicht, dass die Reservebestände inzwischen auf ein ausreichendes Niveau gesunken sind und dieses Level nun gehalten werden soll. Ergo werden künftig kurzfristige Staatspapiere im Wert von 40 Mrd. US-Dollar pro Monat gekauft.

Die deutsche Volkswirtschaft gab erstmals wieder ein Lebenszeichen von sich. Die Produktion und der Auftragseingang der Industrie legten jeweils den zweiten Monat in Folge kräftig zu. Ausgehend jedoch von sehr tiefen August-Werten. Derweil schafft es China offensichtlich erfolgreich, seine Produkte außerhalb Nordamerikas feilzubieten. Obwohl die Exporte in die USA seit April („Liberation Day“) um durchschnittlich ¼ zum jeweiligen Vormonatswert eingebrochen sind, steht bereits mit dem November-Datenpunkt fest, dass der chinesische Handelsüberschuss in diesem Kalenderjahr erstmals die Marke von 1 Bio. US-Dollar überschreiten wird.

Am Rentenmarkt erreichte die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen gestern bis zu 4,20 %, sank daraufhin aber wieder. Die Aussage des EZB-Mitglieds Schnabel, sie fühle sich mit der Vorstellung wohl, der nächste Zinsschritt der EZB könne nach oben weisen, zog prompt die 2-jährige Bundrendite auf bis zu 2,20 % nach oben und damit auf den höchsten Stand seit fast neun Monaten.

Wie geht es weiter?

Die Entscheidung der Federal Reserve dürfte noch etwas nachhallen. Zum einen gilt es, die neuen Projektionen einzuordnen. Zum anderen werden Marktteilnehmer versuchen einzuschätzen, wie sich die Dynamik und die Mehrheitsverhältnisse im Offenmarktausschuss nächstes Jahr entwickeln könnten, wenn tatsächlich Kevin Hasset der nächste Fed-Chef werden sollte. Die Projektionen zeigen jedenfalls ein stark gespaltenes Fed-Gremium. Im Dot-Plot reichen die Punkte für die Leitzinserwartung im nächsten Jahr von 2,0 % bis 4,0 %. Unsere Einschätzung deckt sich dabei mit dem Median, dass es im nächsten Jahr einen weiteren Zinsschritt nach unten geben könnte. Dieser sollte jedoch, anders als zunächst gedacht, erst im späteren Jahresverlauf erfolgen.

An den verbleibenden börsenoffenen Tagen des Jahres dürfte das Handelsvolumen geringer ausfallen, da viele institutionelle Anleger das Jahr bereits abgeschlossen haben. Zeitgleich steht nächste Woche ein ganzer Reigen an US-Daten zur Veröffentlichung im Kalender, die nach dem Shutdown nun nachgeholt werden. Angesichts der Übergewichtung der Privatinvestorenseite können daher größere Bewegungen nicht ausgeschlossen werden.

Kurzfristig wären wir am Aktienmarkt daher eher etwas zurückhaltend und würden den Blick vielmehr auf das nächste Jahr richten. Dort gehen wir davon aus, dass das Thema Künstliche Intelligenz (KI) zunehmend in die Breite gehen wird. Das heißt, weitere Stellen innerhalb der Wertschöpfungskette, z. B. Support-Funktionen, wie Energiebereitsteller oder auch KI-Anwender, könnten vermehrt zu den Gewinnern zählen. Angesichts der gestiegenen Euro-Zinsen empfiehlt es sich zudem, das Rentensegment zu bestücken, sofern noch nicht geschehen.

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