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Japan treibt Zinsanstieg

Die zwischenzeitlichen Rückschläge bei den Aktienindizes wurden bereits wieder aufgeholt und in der letzten Woche bewegten sich die Märkte weitgehend seitwärts. Gestern zeigten dann die US-Nebenwerte etwas Dynamik und der japanische Nikkei lief heute kräftig voran.

Noch spannender war aber die Entwicklung an den Rentenmärkten. So legte die Rendite 10-jähriger japanischer Staatsanleihen in den letzten drei Wochen um über 0,25 Prozentpunkte zu, womit sie inzwischen fast 2,0 % beträgt. Dabei lag sie Anfang des Jahres noch bei gut 1,0 %. Aufgrund dessen werden sogenannte „Yen-Carry-Trades“ weniger attraktiv. In den letzten Jahren und Jahrzehnten nahmen Investoren Kredite zu sehr niedrigen Zinsen in Japan auf und investierten in anderen Währungsräumen zu höheren Renditen. Das alles, ohne die Wechselkursrisiken abzusichern, sondern vielmehr in der Annahme, der Yen würde weiter abwerten. Diese Zeiten scheinen sich dem Ende zuzuneigen. Angetrieben wurde der letzte Zinsanstieg durch die Aussagen Kazuo Uedas, einem Gouverneur der Bank of Japan, der für die Sitzung am 19.12. eine Zinserhöhung ins Spiel brachte. Die Wahrscheinlichkeit liegt am Markt inzwischen bei 2/3.

In den USA zeigten sich die ökonomischen Indikatoren derweil zuletzt eher schwächer. Gemäß ADP wurden im November 32 Tausend Stellen abgebaut. So viele wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Auch der ISM Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe gab im November überraschend etwas nach und liegt mit 48,2 Punkten deutlich unter der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Erstaunlich deutlich sollen dagegen die Einzelhandelsumsätze am „Black Friday“ Wochenende gestiegen sein (online: +7,7%, insgesamt +4,1% zum Vorjahr). Der starke Kontrast zu den Verbraucherstimmungsindikatoren bleibt also bestehen.

Wie geht es weiter?

Seit kurzem wird Kevin Hasset, ein enger Wirtschaftsberater Trumps, als Favorit für die Nachfolge von Jerome Powell gehandelt. Die Amtszeit des Fed-Chefs endet kommenden Mai. Bis dahin könnte Hasset entsprechend als „Schatten Fed-Chef“ fungieren, an dessen Lippen der Kapitalmarkt hängt. Aufgrund seiner Nähe zum Weißen Haus wäre er ein durchaus umstrittener Kandidat, da die Frage nach der politischen Unabhängigkeit mitschwingt. Klar ist auf jeden Fall, dass er sich für verstärkte Leitzinssenkungen einsetzen würde. Gemeinsam mit den zuletzt gedämpften Arbeitsmarktdaten hat dieser Umstand die Wahrscheinlichkeit einer Herabsetzung der Fed Funds Rate nächsten Mittwoch deutlich anspringen lassen. Nur ein Anstieg der Core PCE Inflation über die 3-Prozentmarke am Freitag könnte dem noch im Wege stehen.

Da auch wir von einer Senkung ausgehen, erwarten wir für den Aktienmarkt eine durchaus konstruktive Grundstimmung in den nächsten Wochen. Mit einer ausgeprägten Jahresendrallye rechnen wir dagegen nicht. Wer etwas günstiger bewertete Titel sucht, kann bei den Unternehmen mit kleiner und mittlerer Marktkapitalisierung fündig werden. Summa summarum bietet sich derzeit eine neutrale Aktienquote an.

Parallel zur Entwicklung in Japan legten auch die Zinsen der 10-jährigen Bundesanleihe zu. Seit Wochenbeginn liegt die Rendite wieder bei 2,75 % – nahe unserer Prognose zum Jahresende. Damit erscheint das Rentensegment insgesamt wieder recht attraktiv.

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