Search
Close this search box.

Wenig Bewegung in deutschen Inflationsraten

Nach einem ersten vorläufigen Ergebnis lag die deutsche Inflationsrate, gemessen am nationalen Verbraucherpreisindex (VPI), im Mai auf Jahresbasis unverändert bei 2,1 %. Die Konsenserwartung am Markt war ein Rückgang auf 2,0 %. Der Anstieg gegenüber April 2025 um 0,1 % entsprach jedoch den Erwartungen am Markt.

Der nach europäischem Standard berechnete harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist im Mai hingegen leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 2,1 % gefallen. Im Vergleich zum Vormonat legten die Preise dabei um 0,2 % zu. Beide Werte lagen jeweils 0,1 Prozentpunkte höher als die Konsensschätzung.

Die VPI-Kerninflationsrate, die ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel berechnet wird, lag im Mai auf Jahresbasis bei 2,8 %. Im April 2025 lag die Rate noch etwas höher bei 2,9 %. Die Kernrate befindet sich somit auch im Mai weiterhin deutlich oberhalb der gesamten Inflationsrate. Dies zeigt, dass die Preissteigerung in anderen Bereichen deutlich über dem Durchschnitt lag. So verteuerten sich wie in den vergangenen Monaten zuvor Dienstleistungen besonders stark. Die Preise stiegen gegenüber Mai 2024 um 3,4 %. Auf Jahresbasis lag die Rate im April 2025 jedoch mit 3,9 % wesentlich höher. Die Preise von Waren verteuerten sich binnen Jahresfrist mit 0,9 % unterdurchschnittlich stark. Während Verbraucher auf Jahresbasis 2,8 % mehr für Nahrungsmittel bezahlen mussten, verbilligte sich Energie um 4,6 %.

Die rückläufigen Inflationsraten in vielen Euroländern dürften die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihren nächsten geldpolitischen Entscheidungen zuversichtlicher stimmen. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass in vielen Fällen vor allem gesunkene Energiepreise für den Rückgang der Inflationsraten verantwortlich waren. Tatsächlich liegt die Kerninflationsrate nicht nur in Deutschland, sondern auch im Euroraum insgesamt vor allem aufgrund der hartnäckigen Preissteigerungen im Dienstleistungssektor deutlich über dem 2-Prozent-Ziel der EZB.

Der mögliche Einfluss von US-Importzöllen

EZB-Chefvolkswirt Philip Lane betonte kürzlich, dass die Geldpolitik im Jahr 2025 vor allem von den Auswirkungen der tatsächlichen US-Zölle abhängen werde. Laut ihren jüngsten Aussagen erwartet die EZB durch die US-Importzölle deflationäre Effekte. Diese ergeben sich insbesondere durch negative Auswirkungen auf die Konjunktur im Euroraum.

Allerdings sind die tatsächliche Ausgestaltung der Zölle und die zu erwartenden Effekte auf die Inflationsrate derzeit noch ungewiss. Sollten die US-Zölle jedoch in einer signifikanten Höhe eingeführt werden bzw. bestehen bleiben, dürften diese zumindest kurzfristig deflationär wirken.

Fazit

Im Mai hat sich die Inflation in Deutschland kaum bewegt. Somit kommt auch aus Deutschland kein nennenswerter inflationsseitiger Gegenwind für eine weitere Zinssenkung der EZB im Juni.

———————————————————————————————————–

Erläuterung: Unterschiede zwischen dem nationalen und dem harmonisierten Verbraucherpreisindex

Zur Steuerung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) wird insbesondere zur besseren Vergleichbarkeit der Inflationsentwicklung in den einzelnen Ländern des Euroraums der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) erhoben. Dieser unterscheidet sich daher üblicherweise vom national erhobenen Verbraucherpreisindex (VPI). Neben dem Erfassungsbereich und der Verwendung liegen die Unterschiede zwischen HVPI und VPI vor allem in der Gewichtung und der zugrunde liegenden Methodik. In Deutschland kommt es in der Regel vor allem dadurch zu unterschiedlichen Werten zwischen den beiden Verbraucherpreisindizes, dass beim HVPI die Ausgaben der privaten Haushalte für Glücksspiel, Rundfunkgebühren und selbst genutztes Wohneigentum nicht berücksichtigt werden. Darüber hinaus werden die Gütergewichte im VPI im Gegensatz zum HVPI nicht jährlich angepasst.

Abonnieren Sie unsere kostenlosen Newsletter rund um die Themen Kapitalmarkt, Zinsen und Konjunktur.