
Rückblick:
Die Stimmungsindikatoren in Deutschland trübten sich in den letzten Tagen leicht ein. Beim ifo Geschäftsklimaindex reduzierte sich die Erwartungskomponente etwas. Bei den Einkaufsmanagerindizes fielen sowohl das verarbeitende Gewerbe als auch der Dienstleistungssektor – wobei letztere zumindest noch über der Wachstumsschwelle liegt. Besonders enttäuschend war der Einzelhandelsumsatz im Oktober, der überraschend um 0,3 % zurückging. In den USA war die Veränderung des Einzelhandelsumsatz im September zumindest positiv, aber trotzdem geringer als erwartet und das Verbrauchervertrauen (Conference Board) schwächelte überraschend deutlich. Positiv war dagegen der Auftragseingang langlebiger Güter, sowie der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor.
Ausblick:
Bei den Stimmungsindikatoren aus China nächste Woche erwartet der Konsens keine großen Bewegungen. Die Inflation im Euroraum könnte etwas anziehen. In den USA könnten sich die Persönlichen Einkommen sowie die Verbrauchsausgaben im September etwas reduziert und die Industrieproduktion minimal im Plus gelegen haben. Der Auftragseingang sollte sich nach 6 sehr schwankungsintensiven Monaten wieder etwas moderieren und näher an der Nulllinie liegen.
USA: Verbrauchervertrauen Uni Michigan

Nach einer kurzen Zwischenerholung im Sommer ist das von der Universität Michigang ermittelte Verbrauchervertrauen wieder auf einem sehr niedrigen Niveau. Mit 51,0 Punkten ist der Stand im November sogar noch unter dem Niveau von April, unmittelbar nach dem „Liberation Day“ und nur knapp über dem Frühjahr 2022, also nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Im Widerspruch dazu zeigen sich die Einzelhandelsumsätze und der Privatkonsum vergleichsweise stabil. Eine mögliche Erkärung für diese Diskrepanz ist die zunehmende Ungleichheit in den USA, wo die Volkswirtschaft inzwischen als „K-shaped economy“ bezeichnet werden kann. Wohlhabende Konsumenten stellen den nach oben gerichteten Strich im „K“ dar. Sie profitieren von steigenden Aktienkursen („wealth effect“) und zeigen sich einkaufsfreudig. Der ärmere Teil der Bevölkerung wird durch den nach unten gerichteten Strich repräsentiert. Er ist besonders stark von der Inflation betroffen und muss seine Ausgaben auf das Wesentliche reduzieren. Während bei den Stimmungsumfragen jede Stimme gleichgewichtet ist, werden die tatsächlichen Konsumausgaben umsatzgewichtet. Eine andere Erklärung wäre, dass zwar die Stimmung schlecht ist, dies aber schlicht keine Auswirkung auf das tatsächliche Konsumverhalten hat. Eine dritte Möglichkeit ist, dass sich das getrübte Verbrauchervertrauen erst verzögert und langsam in harten ökonomischen Zahlen widerspiegeln wird. Für den Dezember-Wert gehen wir und der Markt von einer leichten Erholung des Index aus.
USA: Core PCE Inflation

Die Inflation in den USA ist nach der Einführung der Importzölle nicht abrupt nach oben gesprungen, wie es manche ökonomischen Modelle vermuten ließen. Stattdessen dürften die für importierende Unternehmen unweigerlich gestiegenen Kosten nach und nach an die Verbraucher weitergegeben werden. Dieser Prozess wird sich wohl über mehrere Quartale hinwegziehen. Entsprechend verwundert es nicht, dass die Inflation – egal welches Maß man heranzieht – weiterhin auf erhöhtem Niveau verharrt und ihr jeglicher Trend zum Rückgang fehlt. Unter Ökonomen und auch innerhalb der US-Notenbank besteht allerdings Uneinigkeit darüber, ob die Zölle nur einen einmaligen Preisschub erzeugen oder ob es zu Zweitrundeneffekten kommt, die im schlimmsten Fall eine (moderate) Lohn-Preis-Spirale antreiben könnten. Für den September-Wert geht der Konsens von einer Core PCE Rate von 2,8 % aus. Wir können uns sogar 2,9 % vorstellen. Insgesamt erwarten wir, dass die Teuerung nach diesem von der Fed besonders beachteten Inflationsmaß auch im nächsten Jahr bei knapp 3 % verharren wird. Nachdem aber auch der Arbeitsmarkt etwas abkühlt, rechnen wir damit, dass die Fed den Leitzins im Dezember und dann noch einmal Anfang 2026 senken wird. Weitere Schritte danach sind aber derzeit schwer zu rechtfertigen.