
Rückblick:
Der Datenkalender in der abgelaufenen Woche war zwar leer, doch die wenigen Indikatoren, die veröffentlicht wurden hatten es in sich. So konnte die Industrieproduktion in Deutschland den zweiten Monat in Folge einen kräftigen Zuwachs verzeichnen. Ausgehend allerdings von einem recht niedrigen August-Wert. Auch der heimische Handelsbilanzüberschuss konnte zulegen. Getrieben wurde dies aber aus rückläufigen Importen, nicht zunehmenden Exporten. China hat derweil bereits jetzt einen Rekordhandelsüberschuss in diesem Kalenderjahr erzielt. Selbst ohne den Dezember wurde die Marke von 1 Bio. US-Dollar überschritten. Die Kehrseite der starken Güterproduktion und Ausfuhr ist jedoch eine sich verstärkende Deflationstendenz im eigenen Land. So gaben die Preise im Vergleich zum Vormonat nach und die Inflation reduzierte sich auf 0,7 %.
Ausblick:
In der kommenden Woche steht eine ganze Batterie an US-Daten zur Veröffentlichung im Kalender, um die Verzögerungen durch den Shutdown aufzuholen (Arbeitsmarkt, Einzelhandelsumsatz, Inflation). Viele davon werden aber unvollständig sein, da einige Datenpunkte schlicht nicht erfasst wurden. Zudem werden einige Stimmungsindikatoren vorgezogen, um nicht in die Weihnachtsfeiertage hineinzulaufen. Im Euroraum sind dies die Einkaufsmanagerindizes und das Verbrauchervertrauen sowie der deutsche ifo Geschäftsklimaindex und der GfK-Konsumklimaindex. Besonders spannend dürfte zudem die Notenbanksitzung in Japan werden. Aktuell stehen die Chancen bei 3:1 für eine Erhöhung von 25 Basispunkten. Noch Anfang letzten Jahres lag der japanische Leitzins im negativen Bereich.
Euroraum: EZB September-Sitzung

Mit 2% liegt der Leitzins (Einlagesatz) der EZB aktuell in der Mitte des Bereichs, indem die Notenbank den Neutralen Zinssatz verortet. Dies ist der Leitzins, der die Wirtschaft weder bremst noch stimuliert. Viele Marktteilnehmer gingen davon aus, dass es eine latente Tendenz zu weiteren Senkungen geben könnte, weil die EZB „in der Vergangenheit häufig geldpolitisch unterstützt habe“. Entsprechend waren die Leitzinsprognosen mittelfristig eher abwärts gerichtet. Dieser Grundannahme verpassete EZB-Mitglied Schnabel einen kräftigen Dämpfer indem sie sagte, dass sie sich mit der Vorstellung wohlfühle, der nächste Zinsschritt könne eine Anhebung sein. Es gibt durchaus gute Gründe für eine solche Aussage. Die Kerninflation im Euroraum lag zuletzt bei 2,4 % und das Wachstum im Euroraum könnte in diesem Jahr mit 1,4 % sogar über dem Potential liegen. Eine Zinserhöhung dürfte unserer Meinung nach aber auf deutliches Unverständnis bei unseren Nachbarn in Frankreich führen. Dort lag die Inflation zuletzt bei unter 1,0 %. Entsprechend spannend dürfte die Kommunikation und vor allem die Projektion der EZB nächste Woche werden. Viele Marktteilnehmer erhoffen sich, daraus einen Eindruck für den mittelfristigen Zinspfad zu erhalten. Eine Leitzinsänderung – egal in welche Richtung – wäre dagegen eine absolute Überraschung. Grundsätzlich halten wir für die nächsten Monate eine Fortführung der neutralen Geldpolitik für angemessen.
USA: Arbeitsmarkt

Nach Ende des Shutdowns werden nun die Arbeitsmarktdaten für zwei Monate veröffentlicht. Für Oktober erscheint aber nur die Hälfte der Indikatoren, da die Haushaltsumfragen nicht durchgeführt wurden. Neue Daten sind dringend notwendig, da am Arbeitsmarkt verschiedene Wirkkräfte am Werk sind, die es gilt einzuordnen. Ersten,s ist seit Mitte 2023 eine Abkühlungstendenz erkennbar – trotz starker BIP-Wachstumsraten. Zweitens, wurde der leicht steigenden Arbeitslosenquote bereits mit Leitzinssenkungen begegnet. Ob dies wirkt, ist noch unklar. Drittens, ist die Zahl der im Ausland geborenen Arbeitskräfte seit Trumps Amtsantritt rückläufig, während sie vorher deutlich zulegten. Dadurch könnten weniger neue Stellen notwendig sein, um die Arbeitslosenquote konstant zu halten. Viertens, sind Produktivitätsgewinne durch KI zu erwarten. Auch um zu bewerten, inwieweit diese bereits sichtbar sind und, ob z.B. weniger junge Arbeitskräfte eingestellt werden, sind neue Arbeitsmarktdaten unerlässlich. Entsprechend schwer sind Prognosen zu den kommenden Publikationen und der Konsens setzt auf die Vorhersagen der Vergangenheit: Eine Seitwärtsbewegung bei der Arbeitslosenquote (4,4%) und eine Stellenaufbau-Prognose in gleicher Höhe wie beim letzten Mal (50 Tausend).