

Rückblick:
Aufgrund der Osterfeiertage bezieht sich der Rückblick auf die beiden letzten Wochen. In der Woche vor Ostern veröffentlichte China eine Reihe von ökonomischen Zahlen. Der BIP-Anstieg im 1.Quartal lag demnach bei 5,4% zum Vorjahreszeitraum. Im März legten die Exporte um satte 12,4%, die Industrieproduktion um 7,7% und der Einzelhandelsumsatz um 5,9% zum Vorjahr zu. Einiges davon dürfte auf Vorzieheffekte zurückzuführen sein, um den US-Importzöllen zuvor zu kommen. Derweil senkte die EZB, wie erwartet, die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte. Während die europäische Industrieproduktion im Februar überraschend gut war, trübt sich der Ausblick gemäß ZEW Indikator deutlich ein. Das Problem dieses Frühindikators ist jedoch, dass er das Bild überzeichnen dürfte, da sich die Fragen auf die Makro-Perspektive fokussieren und damit einen „Herdentrieb“ provozieren. Angesichts des Zoll-Chaos wird kaum ein Ökonom von einer Verbesserung der Lage ausgehen. Es kann aber durchaus auf Mikro-Ebene einzelne Profiteure geben, die in der aktuellen Lage Chancen für sich erkennen.
Insofern dürfte der in dieser Woche erschienene ifo Geschäftsklimaindex aussagekräftiger sein, da er einzelne Unternehmer befragt. Dieser zeigte im April eine dezente Verbesserung. Das Bild ist jedoch differenziert zu betrachten, denn während das Bauhauptgewerbe etwas zuversichtlicher ist, trübte sich die Einschätzung des Handels ein. Die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe sanken, anders als erwartet, nur sehr geringfügig, im Dienstleistungssektor dagegen schon etwas stärker. Insgesamt scheint die Stimmung der Unternehmer (noch) nicht ganz so schlecht, wie es die Kapitalmarktentwicklung zwischenzeitlich suggerierte. Die Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP wurde im Euroraum trotz eines Defizits von rund 3% weitgehend konstant gehalten. Dies liegt an der Inflation von gut 2% und dem Wirtschaftswachstum von knapp 1%, die auch das nominale BIP um 3% stiegen ließen. Zudem veröffentlichte der Internationale Währungsfonds am Dienstag den „World Economic Outlook“. Für Deutschland sieht dieser für 2025 ein Wachstum von 0,0% und für den Euroraum 0,8%.
Ausblick:
Wenn es die folgende Woche nicht schafft, den Blick weg von der Politik, hin zu den Fundamentaldaten zu lenken, schafft es wohl keine. Denn in den nächsten Tagen werden so viele wichtige Makro-Daten veröffentlicht, wie selten: von den BIP-Wachstumsraten des ersten Quartals, über Inflationszahlen, bis hin zum Arbeitsmarkt (alles jeweils beiderseits des Atlantiks). Mit dem Verbrauchervertrauen (Conference Board) bzw. Konsumklimaindex (GfK) und den Einkaufsmanagerindizes (China: NBS, Caixin; USA: ISM) ergänzen Stimmungsindikatoren den Datenkranz.
Die Prognosen gestalten sich derzeit äußerst schwierig, da Vorzieheffekte und eine abwartende Haltung gepaart mit zuletzt schlechten Stimmungsindikatoren und guten „harten“ Daten aufeinandertrafen. Insgesamt erwarten wir, dass die Frühindikatoren sich weiter eintrüben dürften, aber insbesondere der US-Arbeitsmarkt noch durchaus robust ist. Spannend wird vor allem die Wachstumsrate der USA im ersten Quartal, da die Experten hier sehr uneins sind und die Prognosespanne von etwa -1,5% bis +1,5% sehr breit ist.
Deutschland: Inflationsrate

Die deutsche Inflationsrate ist von ihren Höchstständen von über 8% Ende 2022 recht kontinuierlich auf bis zu 1,6% im September 2024 zurückgegangen. Danach kletterte sie wieder etwas nach oben und verharrte im laufenden Jahr bislang auf einem leicht erhöhten Niveau von 2,3% bzw. 2,2%. In den kommenden Monaten könnte der Wert aufgrund des niedrigeren Ölpreises sowie Basis- und Saisoneffekten nun aber sogar unter die Marke von 2,0% fallen. Sollten ab dem Sommer zudem Warenströme aufgrund der US-Zölle vermehrt Richtung Europa fließen, hätte dies weitere deflationäre Tendenzen – wenn auch nur für diese Warengruppen. Da zeitgleich die Teuerungsraten in vielen anderen Euroländern niedriger ausfallen und der Euro in den letzten Wochen erstarkt ist, eröffnet dies der EZB die Möglichkeit für weitere Zinssenkungen. Mit einem Einlagesatz von 1,75% wären die Währungshüter zum Jahresende am unteren Ende des Bandes, was als „neutrale“ Geldpolitik gesehen wird.
Die Kernrate der Inflation, die um schwankungsanfällige Energie- und Nahrungsmittelpreise bereinigt ist, lag im vergangenen Jahr über 3% und auch in den ersten drei Monaten 2025 noch über 2,5%. Für den Rest des Jahres erwarten wir Werte zwischen 2,0 und 2,5%. Diesen weiterhin erhöhten Wert führen wir auf steigende Mieten sowie nachziehende Löhne und Gehälter zurück, die insbesondere die Preise für Dienstleistungen erhöhen.
USA: Arbeitsmarkt

Der US-Arbeitsmarkt kühlte sich von Mitte 2023 bis Mitte 2024 etwas ab und scheint sich seither im Gleichgewicht zu befinden. Mit Blick auf das Niveau der Arbeitslosenquote von 4,2% im März zeigt er sich weiterhin robust. Für April wird ein unveränderter Wert von 4,2% prognostiziert. Bei der Anzahl neugeschaffener Stellen rechnet der Konsens mit 130 Tausend. Damit festigt sich die Erwartung, dass es zwar eine konjunkturelle Abkühlung in den USA geben, sich diese aber kaum auf den Arbeitsmarkt auswirken dürfte. Die Erklärung dafür wäre, dass der schwächere Außenhandel kaum Arbeitsplätze kostet, wenn Produktionsstätten innerhalb der USA ausgelastet bleiben und sogar neue Investitionen zur Kapazitätsverlagerung in die USA stattfinden. Wie lange dies so bleibt und ob dies wirklich so kommt wird die Zeit zeigen. Insgesamt spricht die aktuelle Lage jedoch dafür, dass die US-Notenbank wenig Grund für substantielle Zinssenkungen hat. In ihrem Doppelmandat der Preisstabilität und der Vollbeschäftigung scheint derzeit eher die Inflation der Gefahrenpunkt.
Euroraum: Wachstumsraten BIP

Wie das Wachstum im Euroraum im 1.Quartal ausgefallen sein dürfte, ist derzeit schwer abzuschätzen. Denn der erheblichen Verunsicherung, die normalerweise eine aufschiebende Wirkung auf Investitionen und Konsum hat, stehen Vorzieheffekte wegen der US-Zölle entgegen. Wir gehen davon aus, dass der erste Dreimonatsabschnitt noch einigermaßen passabel gewesen sein dürfte. Der verbesserte ifo Lage-Indikator und die vergleichsweise guten Einzelhandelsumsätze im Januar und Februar, könnten das deutsche BIP-Wachstum ins positive gedreht haben. Sowohl der Markt als auch wir gehen von 0,2% aus. Der weitere Ausblick ist aufgrund der anhaltenden Unsicherheit um den Handelskonflikt jedoch getrübt und so gehen wir von einer schwarzen Null (0,0%) für das Gesamtjahr 2025 aus. Das Infrastruktur- und Verteidigungspaket wird eine administrative Anlaufphase benötigen und daher erst in 2-3 Jahren voll wirksam sein. Dann könnte es aber einen größeren Effekt haben als bislang vermutet. Mit positiven Erwartungen aus dem Privatsektor (u.a. durch „Turboabschreibungen“ und reale Kaufkraftgewinne) und einem günstigen Kalendereffekt können wir uns aber schon im nächsten Jahr erstmals wieder ein nennenswertes Wachstum mit einer 1 vor dem Komma vorstellen.