Am Tag vor der heutigen US-Notenbanksitzung, bei der eine Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte erwartet wird, hat der S&P 500 mit einem neuen Rekordstand geschlossen. Bereits die US-Inflationszahlen in der Vorwoche hatten Optimismus in Bezug auf eine geldpolitische Lockerung ausgelöst, da der Anstieg kleiner als befürchtet blieb.
Ein weiterer Treiber auf beiden Seiten des Atlantiks war die laufende Unternehmensberichtssaison. Bisher fiel der Beginn sowohl in den USA, als auch, und das ist vielleicht angesichts des Gegenwindes von der Währungsseite überraschend, in Europa besser aus als erwartet.
Heimische Konjunkturdaten fielen gemischt aus: Während der ifo Geschäftsklimaindex wegen der zuversichtlicheren Bewertung der Aussichten von 87,7 auf 88,4 zulegen konnte, fiel die Stimmung der Konsumenten, gemessen am GfK-Konsumklima etwas schwächer als im Vormonat aus.
Wie geht es weiter?
Das Gute an der derzeitigen Rallye an den Aktienmärkten ist, dass die Stimmung nicht überschwänglich ist: Die Frage einer möglichen Übertreibung bei den mit dem Thema Künstliche Intelligenz (KI) verbundenen Investments wird breit diskutiert. Es sind vor allem große und kapitalstarke Unternehmen, die dort investieren. Zudem liegt der nötige Nachweis einer nachhaltig funktionierenden Monetarisierung noch in ausreichend zeitlicher Distanz. Auch dies macht einen schnellen Abbruch weniger wahrscheinlich.
Etwas zur Vorsicht mahnt allerdings die hohe Zuversicht in Bezug auf eine deutlichere Unterstützung durch Zinssenkungen der US-Notenbank. Angesichts einer Inflation, die noch immer hartnäckig über dem Zielwert liegt, können wir uns vorstellen, dass es mittelfristig weniger Senkungen gibt als der Markt derzeit erwartet. Neben der Absenkung um 0,25 Prozentpunkte heute, können wir uns noch zwei weitere derartige Schritte vorstellen, mehr jedoch nicht. Interessant werden heute Abend Antworten auf die Frage sein, wie die Notenbank mit dem Shutdown-bedingten Mangel an volkswirtschaftlichen Daten umgeht. Insbesondere, da sie zuletzt immer wieder ihre Datenabhängigkeit in den Entscheidungen betonte und damit begründete, dass es keinen vorgezeichneten Weg gebe.
Auch das Thema Shutdown und seine Auswirkung auf die Konjunktur erscheint derzeit etwas unterbeleuchtet. Derzeit sind 670.000 Staatsdiener im unbezahlten Zwangsurlaub und weitere 730.000 werden für ihre Arbeit aktuell nicht bezahlt. Zudem könnte der Regierungsstillstand nächste Woche eine Rekorddauer erreichen.
Es spricht aus unserer Sicht derzeit viel dafür, ausreichend am Aktienmarkt engagiert zu bleiben. Einer ausreichenden Streuung nach Themen und Regionen sollte dabei ein hohes Gewicht zukommen. Eine Region, in der viele Anleger noch unterinvestiert sind, stellt z. B. Asien unter Einschluss Japans dar.