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Weniger Politik, mehr Daten

Nach nunmehr 100 Tagen im Amt hat Donald Trump die schlechtesten Zustimmungswerte der US-Bevölkerung, die ein Präsident seit Beginn der Aufzeichnungen gehabt hat. Insgesamt fielen die Aussagen der US-Regierung in den letzten Tagen etwas kooperativer aus, so dass sich die Märkte stärker auf die fortschreitende Berichtssaison und den prall gefüllten volkswirtschaftlichen Datenkalender konzentrieren konnten.

In den USA überraschte mit dem Conference Board Index auch in dieser Woche ein weiterer Stimmungsindikator negativ. Der Index verzeichnete den schlechtesten Wert seit Mai 2020 und hat sich erstmals seit der Finanzkrise 2008 fünf Mal in Folge verschlechtert.

In China, das vom Handelskonflikt besonders betroffen ist, verzeichnete der NBS Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe den schlechtesten Wert seit zwei Jahren. Eine Ausweitung der Stimulierungsmaßnahmen, um die negativen Auswirkungen der Zölle abzufedern, wurde von der Zentralregierung bisher nicht angekündigt. Man wolle sich zunächst auf die bereits im März beschlossenen Maßnahmen konzentrieren. Von Seiten der USA und Chinas gab es zuletzt widersprüchliche Aussagen zum Stand der gegenseitigen Handelsgespräche.

Nach ersten vorläufigen Ergebnissen ist die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal saisonbereinigt um 0,2 % gewachsen. Auch die Stimmungsindikatoren haben sich zuletzt etwas aufgehellt, obwohl die Einkaufsmanagerindizes im Kontraktionsbereich liegen. Dennoch ist mit Blick auf die Zukunft mit starkem Gegenwind infolge der US-Handelspolitik zu rechnen und eine US-Rezession nicht auszuschließen. Hinzu kommt die etwas in den Hintergrund getretene Sorge um den Krieg in der Ukraine. Umso wichtiger ist es, dass Deutschland in diesem schwierigen Umfeld wieder eine handlungsfähige Regierung bekommt. Die geplante Zusammensetzung des künftigen Kabinetts bewerten wir positiv.

Auch das BIP der Eurozone ist im ersten Quartal gewachsen. Stimmungsindikatoren und Einkaufsmanagerindizes gaben jedoch nach. Die Inflationsentwicklung im Euroraum stimmt die EZB nach Aussagen vieler Ratsmitglieder weiterhin zuversichtlich. Zusammen mit der erwarteten konjunkturellen Abschwächung (u. a. durch Zölle) und dem hohen Wechselkurs zum US-Dollar sollte die Zentralbank Spielraum haben, die Konjunktur durch weitere Zinssenkungen zu stimulieren.

Alles in allem entwickelt sich die Berichtssaison bisher weitgehend wie erwartet. Gute Quartalszahlen bei schwächeren Aussichten, in denen die Sorgen um die Zollpolitik dominieren und die Folgen laut den Unternehmen schwer abzuschätzen sind, lassen sich häufiger beobachten.

Das eingetrübte makroökonomische Bild und die schlechteren Ausblicke der Unternehmen scheinen die Märkte insgesamt weitgehend abgeschüttelt zu haben. So konnten die großen US-Aktienindizes in den letzten Tagen weiter zulegen. Auch in Deutschland kletterte der DAX kontinuierlich nach oben.

Der zuletzt angeschlagene US-Dollar konnte sich ebenfalls etwas erholen. Zudem waren US-Anleihen trotz weiterer verbaler Angriffe Trumps auf den Notenbankpräsidenten wieder stärker gefragt.

Wie geht es weiter?

Diese Woche stehen mit dem US-Arbeitsmarktbericht und den Quartalszahlen von großen US-Technologiekonzernen wichtige Daten im Kalender der Börsianer. Auch der Veröffentlichung der Core PCE Inflationsrate, dem präferierten Inflationsmaß der Fed, dürften vor allem die Anleihemärkte besondere Beachtung schenken.

Auch wenn sich die US-Regierung in der vergangenen Woche etwas versöhnlicher gezeigt hat, ist eine Trendwende unwahrscheinlich. Die Unberechenbarkeit der US-Wirtschaftspolitik dürfte daher weiterhin ein zentraler Einflussfaktor für die Märkte bleiben.

Insgesamt bleibt das Marktumfeld schwierig. Insbesondere die Nachhaltigkeit der jüngsten Entwicklung an den US-Aktienmärkten ist fraglich. Die robuste Portfoliokonstruktion, die wir seit Jahresbeginn verfolgen, spricht für eine eher abwartende Haltung, da Marktbewegungen in die eine oder andere Richtung gedämpft werden. Bei einzelnen gut gelaufenen Aktien können nach der jüngsten Erholungsphase Gewinnmitnahmen durchaus angedacht werden.

Stand 30.04.2025

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