Deutschland: Konjunkturerwartungen erneut deutlich aufgehellt

Der vom Mannheimer Leibnitz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung ZEW ermittelte konjunkturelle Frühindikator sprang im November um weitere 10,9 Punkte nach oben und lag mit plus 9,8 Zählern erstmals seit April wieder über der Nulllinie. Der Wert übertraf die Erwartungen von plus 5,0 Punkten deutlich und signalisiert, dass die konjunkturelle Talsohle in Deutschland mittlerweile erreicht sein könnte.

Konjunktur-Pessimismus lässt nach
In den kommenden sechs Monaten erwarteten im November 32,2% der Befragten eine konjunkturelle Verbesserung und nur noch 22,4% eine Verschlechterung. Daraus errechnet sich der aktuelle ZEW Indikator von 9,8 Punkten.

Lage unverändert schlecht
Die aktuelle Lage wurde im November ähnlich schlecht beurteilt wie im Vormonat. Niemand bewertete sie als gut, 20,2% empfanden sie als normal und 79,8% (!) beurteilten sie als schlecht. Per Saldo legte der entsprechende Lage-Indikator um 0,1 auf minus 79,8 Punkte zu.

Inflationstrend geht nach unten
Die Inflationsraten sollten in den kommenden sechs Monaten sinken. In Deutschland rechnen nur noch 1,7 der Befragten mit einem Anstieg, 21,2% erwarten gleichbleibende Teuerungsraten. Eine breite Mehrheit von 77,1% aber setzt weiterhin auf sinkende Inflationsraten. In der Euro-Zone erwarten dies 75,0% und in den USA 75,4%.
Leitzinsen sind oben
Bei den sehr stark von den Notenbanken beeinflussten kurzfristigen Zinsen sollte der Gipfel erreicht sein. In der Euro-Zone erwarten 77,9% der Befragten unveränderte Leitzinsen, in den USA sind es 70,6%. Leitzinssenkungen können sich im nächsten Halbjahr 19,8% in der Euro-Zone und immerhin 25,9% in den USA vorstellen.
Renditen stagnieren oder sinken
Nur noch 9,4% der Befragten rechnen im kommenden halben Jahr mit höheren langfristigen Zinsen in Deutschland, während 53,2% auf unveränderte Werte setzen. Bei den langen US-Anleihen rechnen 10,0% mit steigenden Renditen, während 45,6% sie unverändert sehen. In Deutschland erwarten 37,4% rückläufige Renditen, in den USA sind es mittlerweile 44,4% der Befragten.
DAX steigt
Die DAX-Prognosen werden optimistischer. 56,7% der Befragten rechnen in den kommenden sechs Monaten mit steigenden Kursen, 27,4% sehen den Deutschen Aktienindex unverändert und nur noch 15,9% erwarten rückläufige Notierungen.
Dollar stabil oder leichter
43,0% der Befragten rechnen in den kommenden sechs Monaten mit einem unveränderten Wechselkurs des US-Dollar gegenüber dem Euro. Nur noch 19,4% sehen einen weiteren Dollar-Anstieg, während 37,6% eine Abwertung erwarten.
Fazit: Die Konjunkturerwartungen haben sich erneut deutlich aufgehellt und stützen unsere Einschätzung einer leicht positiven Wachstumsrate im nächsten Jahr in Deutschland.
Hintergrund:
Vorbote konjunktureller Wendepunkte
Der ZEW Indikator gilt als Vorbote konjunktureller Wendepunkte in Deutschland. Die ZEW Konjunkturerwartungen sind ein Frühindikator für die wirtschaftliche Lage, vergleichbar mit den ifo Geschäftserwartungen. Abgefragt werden die Erwartungen für die kommenden sechs Monate.

ZEW Indikator seit 1991
Seit 1991 werden im Rahmen des ZEW-Finanzmarkttests monatlich bis zu 300 Expertinnen und Experten von Banken, Versicherungen und Finanzabteilungen ausgewählter Großunternehmen kontaktiert. Sie werden nach ihren mittelfristigen Erwartungen bezüglich der Konjunktur- und Kapitalmarktentwicklung in Deutschland, der Euro-Zone, den USA und China befragt.
Konkret sind es die Erwartungen für die nächsten 6 Monate bezüglich Wirtschaftswachstum, Inflationsraten, Zinsen, Aktienindizes und Wechselkursen.
An der November-Umfrage des ZEW vom 06. bis 13.11.2023 beteiligten sich 174 Personen.