Deutschland: Konjunkturerwartungen etwas weniger eingetrübt

Der vom Mannheimer Leibnitz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung ZEW ermittelte konjunkturelle Frühindikator konnte sich im September um 0,9 auf minus 11,4 Punkte verbessern und lag damit etwas über den Erwartungen.

Konjunktur-Pessimisten überwiegen
Im September erwarteten lediglich 19,9% der Befragten eine konjunkturelle Verbesserung in den kommenden sechs Monaten, 31,3% jedoch eine Verschlechterung. Daraus errechnet sich der aktuelle ZEW Indikator von minus 11,4 Punkten.

Lage extrem schlecht
Die aktuelle Lage wurde im September noch deutlich schlechter beurteilt als im Vormonat. Lediglich 0,6% der Befragten werteten sie als gut, 19,4% empfanden sie als normal und 80,0% (!) beurteilten sie als schlecht. Per Saldo gab der entsprechende Lage-Indikator um 8,1 auf minus 79,4 Punkte nach.

Inflationsangst verflogen
Die Inflationsraten dürften in den kommenden sechs Monaten sinken. In Deutschland rechnen nur noch 4,4 der Befragten mit einem Anstieg, 17,6% erwarten gleichbleibende Teuerungsraten. Eine breite Mehrheit von 78,0% aber setzt auf sinkende Inflationsraten. In der Euro-Zone erwarten dies 79,9% und in den USA 74,4%.
Leitzinsen unverändert
Bei den sehr stark von den Notenbanken beeinflussten kurzfristigen Zinsen sollte der Gipfel erreicht sein. In der Euro-Zone erwarten 59,1% der Befragten unveränderte Leitzinsen, in den USA sind es 71,3%. Leitzinssenkungen können sich im nächsten Halbjahr jedoch nur 7,5% in der Euro-Zone und 14,4% in den USA vorstellen.
Renditen stagnieren
Nur noch 24,7% der Befragten rechnen im kommenden halben Jahr mit höheren langfristigen Zinsen in Deutschland, während 52,5% auf unveränderte Werte setzen. Bei den langen US-Anleihen rechnen 17,5% mit steigenden Renditen, während 54,4% sie unverändert sehen. In Deutschland erwarten 22,8% rückläufige Renditen, in den USA sind es 28,1% der Befragten.
DAX uneinheitlich
Bei der DAX-Prognose gibt es weiterhin keinen einheitlichen Trend. 39,6% rechnen in den kommenden sechs Monaten mit steigenden Kursen, 36,8% sehen den Deutschen Aktienindex unverändert und 23,7% erwarten rückläufige Notierungen.
Dollar stabil
Die meisten Umfrageteilnehmer (46,7%) rechnen in den kommenden sechs Monaten mit einem unveränderten Wechselkurs des US-Dollar gegenüber dem Euro. 28,3% sehen einen Dollar-Anstieg, während 25,0% eine Abwertung erwarten.
Fazit: Eine sehr schlechte Lagebeurteilung wird begleitet von leicht verbesserten Konjunkturerwartungen. Die wirtschaftliche Flaute in Deutschland dürfte sich fortsetzen.
Hintergrund:

Vorbote konjunktureller Wendepunkte
Der ZEW Indikator gilt als Vorbote konjunktureller Wendepunkte in Deutschland. Die ZEW Konjunkturerwartungen sind ein Frühindikator für die wirtschaftliche Lage, vergleichbar mit den ifo Geschäftserwartungen. Abgefragt werden die Erwartungen für die kommenden sechs Monate.
ZEW Indikator seit 1991
Seit 1991 werden im Rahmen des ZEW-Finanzmarkttests monatlich bis zu 300 Expertinnen und Experten von Banken, Versicherungen und Finanzabteilungen ausgewählter Großunternehmen kontaktiert. Sie werden nach ihren mittelfristigen Erwartungen bezüglich der Konjunktur- und Kapitalmarktentwicklung in Deutschland, der Euro-Zone, den USA und China befragt.
Konkret sind es die Erwartungen für die nächsten 6 Monate bezüglich Wirtschaftswachstum, Inflationsraten, Zinsen, Aktienindizes und Wechselkursen.
An der September-Umfrage des ZEW vom 04. bis 11.09.2023 beteiligten sich 160 Personen.