Neuseeland: Leitzins unverändert bei 5,50%

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Die Reserve Bank of New Zealand (RBNZ) ließ die Official Cash Rate (OCR) erwartungsgemäß unverändert bei 5,50%. Sie signalisierte auch keinen weiteren Zinsschritt, erneuerte allerdings ihre Einschätzung, dass der Leitzins in absehbarerer Zeit hoch bleiben muss, um die Inflationsrate wieder in den Zielkorridor zurückzuführen.

In den aktuellen August-Projektionen der RBNZ hat die OCR den Hochpunkt mit 5,50% bereits erreicht. Sie dürfte dort bis Anfang 2026 (!) verharren.
Der langfristig neutrale Leitzins wurde von der RBNZ von 2,0% auf 2,25% angehoben. Es ist der Zins, bei dem das Preisniveau stabil ist und es weder eine Über- noch eine Unterauslastung der wirtschaftlichen Kapazitäten gibt.
Inflationsdruck lässt nur langsam nach
Die den gesamten Warenkorb erfassende Headline-Inflationsrate hat zwar den Hochpunkt überschritten, geht aber nur langsam zurück. Sie lag im 2. Quartal mit 6% weit über dem von 1% bis 3% reichenden Zielkorridor und dürfte dort auch noch im 3. Quartal verharren, ehe sie weiter sinkt.

Die Headline-Inflation soll gemäß der aktuellen RBNZ-Projektion in der zweiten Jahreshälfte 2024 in den Zielkorridor zurückkehren und Ende 2025 bei 2% liegen.
Die RBNZ rechnete in ihrer Projektion vom August mit durchschnittlichen Headline-Inflationsraten von 6,7% in 2023, 4,5% in 2024, 2,3% in 2025 und 2,0% in 2026. Zugrunde gelegt ist hier nicht das Kalenderjahr, sondern das im März endende Fiskaljahr.
Tourismus als Wachstumsträger
Neuseeland kehrte im Sommerhalbjahr 2022 auf den Wachstumspfad zurück. Ursächlich war der Tourismus-Boom nach der Wiederöffnung der Landesgrenzen nach der Pandemie. Träger des Wachstums waren die Dienstleistungen, die für rund zwei Drittel des BIP stehen. Im Gesamtjahr 2022 wuchs das BIP um 2,7%.

Im Winterhalbjahr 2022/23 durchlief Neuseeland eine technische Rezession, indem das BIP in zwei direkt aufeinander folgenden Quartalen schrumpfte. Nach Einschätzung der Notenbank legte das BIP im 2. Quartal wieder kräftig zu, wird aber in der laufenden zweiten Jahreshälfte erneut leicht sinken. Erst Anfang 2024 wird die Wirtschaft Neuseelands gemäß der RBNZ-Projektion wieder Fahrt aufnehmen.
Im Gesamtjahr 2023 wird das neuseeländische BIP Dank des statistischen Überhangs aus dem Vorjahr um mindestens 0,5% zulegen.
Auf Basis der aktuellen Quartalsprojektionen der Notenbank wird das BIP 2023 um 0,7%, 2024 um 0,8% und 2025 um 2,6% wachsen.
Haushaltsdefizite nehmen ab
Das Haushaltsdefizit dürfte von 2,6% im Vorjahr wieder deutlich sinken. Die Notenbank schätzt die Fehlbeträge für 2023 auf 1,7%, für 2024 auf 2,3% und für 2025 auf 1,3% des BIP. 2026 wird ein ausgeglichener Haushalt erwartet.
Leistungsbilanz defizitär
Der Schwachpunkt des neuseeländischen Datenkranzes bleibt die chronisch defizitäre Leistungsbilanz. Sie dürfte 2023 eine Unterdeckung von 8,4% des BIP aufweisen. Danach sollen sich die Defizite nach Einschätzung der RBNZ auf 6,8% in 2024, 6,1% in 2025 sowie 4,6% in 2026 belaufen.

Kiwi schwach
Der Neuseeland Dollar („Kiwi”) begann im Dezember 2022 eine Talfahrt, die unter Schwankungen bis heute anhält. Im Mai gab es eine kräftige Erholung, die allerdings endete, als die Notenbank das Erreichen des Leitzinsgipfels signalisierte. Seit Jahresbeginn liegt der Kiwi gegenüber dem Euro rund 8% hinten.
Fazit: Die kurzfristig eingetrübten Wachstumsperspektiven und die fehlende Leitzinsphantasie erschweren dem Neuseeland Dollar die Erholung.
