Wochenausblick Aktien: Die Märkte werden nervöser

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Mit weiteren ergebnislosen Gesprächen zwischen den beiden politischen Lagern in den USA über die Anhebung der Schuldenobergrenze hat das Thema auch an den Aktienmärkten wieder mehr Beachtung gefunden. Hatte der Deutsche Aktienindex (DAX) am 19.05.23 mit knapp 16.332 Punkten noch einen neuen Höchststand markiert, gaben die Notierungen zuletzt deutlich nach.
Bei den Konjunkturindikatoren zeigt sich zudem ein immer stärker eingetrübtes Bild: So markierte der deutsche ifo Geschäftsklimaindex nach sechs Anstiegen in Folge erstmals einen Rückgang, der zudem deutlich stärker ausfiel als erwartet. Nach neuen Daten ist das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland zudem im ersten Quartal um 0,3 Prozent geschrumpft und nicht, wie in den zunächst veröffentlichten Schätzungen, stabil geblieben.
An den Aktienmärkten zeigt sich zudem eine immer geringere Marktbreite, d. h. einzelne Aktien mit einem hohen Gewicht legen deutlich zu, während der Gesamtmarkt stagniert oder sogar fällt.
Wie geht es weiter?
Die jüngsten Wirtschaftsdaten zeigen, dass der geldpolitische Straffungskurs der Notenbanken wirkt. Gleichzeitig müssen viele Staaten nach der extrem expansiven Finanzpolitik der letzten Jahre auch vor dem Hintergrund der mit gestiegenen Zinsen zunehmenden Belastungen fiskalpolitisch auf die Bremse treten, was die Wirtschaftsdynamik ebenfalls bremst.
Auf der positiven Seite für die Finanzmärkte steht, dass diese Maßnahmen deutlich dämpfend auf die Inflationsraten wirken und der Zinsanhebungszyklus daher in den nächsten Wochen auslaufen könnte.
In der derzeitigen Phase der Abschwächung der Wirtschaft zeigt sich nach wie vor ein gespaltenes Bild: Der Dienstleistungssektor profitiert nach wie vor von nachgeholtem Konsum aus der Corona-Pandemie, während die Industrie bei Auftragseingängen eine zunehmende Zurückhaltung spürt. Bei den Unternehmensergebnissen kommt dies jedoch noch nicht an, da dort noch ein dickes, aber schrumpfendes Auftragspolster abgearbeitet wird. Da die Unternehmen aber vorsichtig mit ihren Investitionen sind, steigen vorübergehend, wie im ersten Quartal gesehen, die Gewinne. Dies erklärt die kaum zurückgehenden Gewinnerwartungen der Finanzmärkte.
Als Hauptrisikofaktor für die Aktienmärkte sehen wir daher das hohe Bewertungsniveau, das nicht zum konjunkturellen Ausblick zu passen scheint. Wir raten daher weiter zu einer vorsichtigen Haltung und empfehlen, Aktivitäten auf Umschichtungen von Einzeltiteln zu beschränken.
Nach den per Saldo wieder leicht höheren Renditen am Anleihemarkt gibt es dort insbesondere vor dem Hintergrund des vermutlich am Ende stehenden Zinsanhebungszyklus wieder attraktive Alternativen.
Stand 25.05.2023