ifo Institut: Geschäftsklima kühlt ab

Das Geschäftsklima hat sich in Deutschland im Mai wieder abgekühlt. Der vom Münchener ifo Institut ermittelte Geschäftsklimaindex gab um 1,7 auf 91,7 Punkte nach und verfehlte damit die Erwartungen.
„Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle“, kommentierte das ifo Institut die aktuellen Daten. Die Materialengpässe sowie die Anzahl der Unternehmen, die ihre Preise erhöhen wollen, nehmen zwar ab. Gleichzeitig sind jedoch die Exporterwartungen gesunken und die Zinserhöhungen bremsen zunehmend die Nachfrage. Auch im laufenden 2. Quartal könnte die Wirtschaft daher stagnieren.
Erwartungen deutlich verschlechtert
Die Erwartungen der Unternehmen sind nach sechsmaliger Verbesserung im Mai erstmals wieder gesunken. Der entsprechende Subindex gab um 3,1 auf 88,6 Punkte nach.
Lage etwas schlechter
Die Einschätzung der aktuellen Lage verschlechterte sich im Mai erneut etwas. Der Subindex verlor 0,3 auf 94,8 Punkte.
Konjunktur-Ampel von „Grün“ auf „Gelb“
Die ifo Konjunktur-Ampel, die im Dezember vergangenen Jahres auf „Grün“ sprang und dort bis in den April hinein verharrte, wechselte im Mai auf „Gelb“. Die monatliche Wahrscheinlichkeit einer expansiven Wirtschaftsentwicklung ging auf rund 50 Prozent zurück.
Konjunktur-Uhr zeigt weiterhin „Krise“ an
Die Konjunktur-Uhr, die aus den aktuellen Einschätzungen der Lage und der Erwartungen gebildet wird, bewegte sich auch im Mai im Quadranten „Krise“.
Fazit: Die ifo-Umfrage stützt unsere Erwartung einer eher schleppenden konjunkturellen Erholung. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt dürfte 2023 stagnieren.
Wie sieht es in den Sektoren aus?
Im Verarbeitenden Gewerbe trübte sich das Geschäftsklima wieder ein. Während die Lage etwas schlechter beurteilt wurde, gingen die Erwartungen stark zurück. Ursächlich dürften die geringeren Auftragseingänge gewesen sein.
Im Dienstleistungssektor blieb das Klima nahezu unverändert. Während die Lage sogar etwas besser beurteilt wurde, gingen die Erwartungen wieder spürbar zurück.
Im Handel trübte sich das Klima sehr stark ein. Sowohl die Lage als auch die Erwartungen wurden deutlich schlechter eingeschätzt.
In der Bauwirtschaft kühlte sich das Geschäftsklima weiter ab. Während die Lage deutlich schlechter beurteilt wurde, blieben die Erwartungen unverändert pessimistisch.
Hintergrund:
ifo als Frühindikator
Der ifo Geschäftsklimaindex gilt als der wichtigste Frühindikator für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Er wird seit den fünfziger Jahren erhoben und setzt sich aus den beiden Komponenten „Lage“ und „Erwartung“ zusammen. Gefragt werden monatlich rund 9000 Unternehmen. Diese beurteilen die aktuelle Lage sowie die Erwartungen für die kommenden sechs Monate. Als Antwortmöglichkeiten stehen zur Wahl:
• gut / befriedigend / schlecht (bei der Lageeinschätzung) bzw.
• günstiger / gleich bleibend / ungünstiger (bei den Erwartungen).
Aus den Antworten wird der Geschäftsklimaindex berechnet.
Seit 2018 Spiegelbild der Gesamtwirtschaft
Bis Anfang 2018 bildete „der ifo“ lediglich den gewerblichen Sektor (Industrie, Bau, Groß- und Einzelhandel) ab. Seit Frühjahr 2018 umfasst er auch den Dienstleistungssektor und wurde damit zum Spiegelbild der Gesamtwirtschaft. Der „ifo Geschäftsklimaindex für die Gewerbliche Wirtschaft“ wurde durch das „ifo Geschäftsklima Deutschland“ ersetzt. Darüber hinaus erfolgte die Umstellung des Basisjahres von 2005 auf 2015.
Mit der Einbeziehung der Dienstleistungen repräsentiert „der ifo“ einen deutlich größeren Bereich der deutschen Wirtschaft, denn der Dienstleistungssektor alleine generiert rund zwei Drittel der Bruttowertschöpfung in Deutschland. Der Geschäftsklimaindex hat folgende Gewichtungen: Dienstleistungssektor 50,5%, Verarbeitendes Gewerbe 30,2%, Bauhauptgewerbe 6,0%, Großhandel 7,1% und Einzelhandel 6,2%.