Norwegen erhöht Leitzins auf 3,25%

Die norwegische Notenbank Norges Bank hob die Key Policy Rate um 25 Basispunkte auf 3,25% an und signalisierte eine weitere Zinsanhebung im Juni.

Der bisher angenomme Hochpunkt der Leitzinsen liegt bei 3,50%. Die Norges Bank ist mittlerweile jedoch bereit, darüber hinaus zu gehen, falls die Norwegische Krone weiterhin zur Schwäche neigt.
Leitzinssenkungen sind in der Projektion vom März erst 2025 enthalten. Die Norges Bank erwartet eine jahresdurchschnittliche Key Policy Rate von 3,30% in 2023, 3,50% in 2024, 3,20% in 2025 und 2,70% in 2026.
Inflationsrate viel zu hoch
Die Notenbank betrachtet bei der Inflationseinschätzung vor allem die um Steuern und Energiepreise bereinigte „Kernrate der Inflation“ (CPI-ATE). Diese lag im März mit 6,2% weit über dem Zielwert des norwegischen Finanzministeriums von 2,0%.

Die CPI-ATE wird gemäß der Norges Bank den Zielwert bis 2026 überschreiten. Die Notenbank rechnete in ihren Projektionen vom März mit Jahresdurchschnittswerten von 5,6% in 2023, 3,8% in 2024, 2,9% in 2025 und 2,2% in 2026.
Wachstum schwächt sich ab
Norwegen blieb als bedeutender Öl- und Gasproduzent auch im Schlussquartal 2022 auf dem Wachstumspfad. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) expandierte um 0,2% zum Vorquartal. Im Gesamtjahr 2022 wuchs das norwegische BIP um 3,2%.

Die wirtschaftliche Dynamik ist nach wie vor sehr hoch, wird sich nach Einschätzung der Notenbank allerdings abschwächen. Der Arbeitsmarkt ist angespannt.
Mit einem statistischen Überhang von gut einem Prozentpunkt dürfte das BIP in diesem Jahr selbst bei einer konjunkturellen Abschwächung um etwa 1,5% expandieren. Die Norges Bank rechnete in ihren jüngsten Projektionen mit BIP-Zuwächsen von 1,4% in 2023, 0,6% in 2024 sowie jeweils 0,9% in 2025 und 2026.
Dabei wurde unterstellt, dass sich der Ölpreis auf ermäßigtem Niveau stabilisiert. Die Norges Bank erwartet beim Barrel Nordseeöl Brent durchschnittliche Preise von 75,8 USD in 2023, 71,4 USD in 2024, 69,4 USD in 2025 und 68 USD in 2026.
Krone äußerst schwach
Norwegens Reichtum gründet auf der Öl- und Gasförderung in der Nordsee. Die Norwegische Krone (NOK) zählt daher zu den sogenannten „Ölwährungen“, denn sie bewegt sich üblicherweise im Gleichschritt mit dem Preis für das Nordseeöl Brent.

Angesichts zuletzt deutlich rückläufiger Öl- und Gaspreise gab sie In den vergangenen Monaten entsprechend nach. Seit Jahresbeginn liegt sie gegenüber dem Euro um gut 11% hinten.
Die Norges Bank führt die Kronen-Schwäche u. a. darauf zurück, dass die Zinsen in anderen Ländern deutlich höher sind als in Norwegen. Die Norges Bank hält die Krone für unterbewertet und ist bereit, die Leitzinsen über ihren Zielwert von 3,50% hinaus anzuheben, sollte sich die Krone nicht erholen.
Staatsfonds seit 1998
Seit 1998 investiert Norwegen die Gewinne aus dem Öl- und Gasverkauf in den Staatsfonds „Government Pension Fund Global“ (GPFG). Mit einem aktuellen Marktwert von 14,7 Bill. NOK bzw. 1,1 Bill. EUR ist er der zweitgrößte Staatsfonds der Welt. Der GPFG hält Anteile an 9.228 Unternehmen in 70 Ländern und besitzt 1,3% aller weltweit notierten Aktiengesellschaften. Rund 70% des Fonds sind in Aktien, knapp 3% in Immobilien und rund 27% in Anleihen investiert. Seit der Auflegung im Jahr 1998 erzielte der GPFG einen jahresdurchschnittlichen Wertzuwachs von 5,7%.
Fazit: Die Norges Bank ist bereit, die Leitzinsen über ihren Zielwert hinaus anzuheben, sollte die Schwäche der Norwegischen Krone anhalten.