EZB erhöht Leitzinsen um 25 Basispunkte

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hob alle drei Leitzinsen erwartungsgemäß um 25 Basispunkte an und signalisierte einen weiteren Zinsschritt für die nächste Ratssitzung. Gleichwohl soll über mögliche weitere geldpolitische Maßnahmen anhand der jeweiligen Datenlage entschieden werden.

Der Einlagesatz für Banken liegt jetzt bei 3,25%, der Hauptrefinanzierungssatz bei 3,75% und der Ausleihsatz bei 4,00%. Anmerkung: Die obige Grafik enthält noch nicht die heutigen Beschlüsse.
Zinsgipfel noch nicht erreicht
Die Antworten auf der EZB-Pressekonferenz lassen erwarten, dass Mitte Juni die nächste Leitzinsanhebung erfolgt. Gemäß EZB-Präsindentin Lagarde ist die Zinsreise noch nicht zuende. Es sei „more grund to cover“. Die Geldpolitik sei aktuell noch nicht restriktiv genug.
Inflations-Projektionen erscheinen zu niedrig
Der Rückgang der Inflationsraten gestaltet sich weiterhin äußerst zäh. Im April stieg die den gesamten Warenkorb erfassende Headline-Inflationsrate sogar von 6,9% auf 7,0%. Und die ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise berechnete Kernrate der Inflation ging lediglich von 5,7% auf 5,6% zurück.

Damit dürften die im März vorgestellten Projektionen der EZB kaum noch erreichbar sein. So soll die Headline-Inflationsrate 2023 bei 5,3% liegen, die Kernrate bei 4,6%. Beide Werte dürften höher ausfallen.
Die EZB-Projektionen sehen die Headline-Rate in 2024 bei 2,9% und 2025 bei 2,1%. Die Kernrate soll auf 2,5% in 2024 und 2,2% in 2025 zurückgehen. Auch diese Werte dürften bei der nächsten turnusmäßigen Aktualisierung im Juli nach oben angepasst werden.
Kürzung der Bilanzsumme

Das Tempo der Bilanzsummenkürzung wird deutlich erhöht. So werden die Reinvestitionen der Tilgungsbeträge aus dem Anleiheankaufprogramm APP im Juli voraussichtlich komplett eingestellt. Von März bis Juni sind sie monatlich auf 15 Mrd. EUR begrenzt. Danach dürften sie etwa doppelt so hoch ausfallen.
Die Rückflüsse aus dem Pandemie-Notfallankaufprogramm PEPP dagegen werden noch mindestens bis Ende 2024 komplett und flexibel reinvestiert.
Fazit: Angesichts der unbefriedigenden Entwicklung der Inflationsraten dürfte der heutigen Leitzinserhöhung am 15. Juni der nächste Zinsschritt folgen.