Australien erhöht Leitzins auf 3,60%

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Reserve Bank of Australia (RBA) erhöhte den Leitzins Cash Rate erwartungsgemäß um 25 Basispunkte auf 3,60%. Sie hält zudem weitere geldpolitische Straffungsmaßnahmen für erforderlich, um die Inflationsrate mittelfristig wieder in den Zielkorridor zurückzuführen.
Inflationsgipfel erreicht
Die australische Inflationsrate soll sich eigentlich in einem Korridor von 2% bis 3% bewegen, liegt derzeit jedoch weit darüber. So markierte die den gesamten Warenkorb umfassende Headline-Inflationsrate im Schlussquartal 2022 mit 7,8% den höchsten Stand seit 1990. Und auch die ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise berechnete Kernrate der Inflation lag mit 6,9% weit über der Zielspanne.
Die Headline-Inflationsrate hat nach Einschätzung der RBA ihren Hochpunkt erreicht und wird im weiteren Jahresverlauf sinken. Zur Jahresmitte wird sie bei 6,75% gesehen, am Jahresende bei 4,75%. Über 3,5% Mitte 2024 und 3,25% Ende 2024 soll sie zur Jahresmitte 2025 wieder den oberen Rand des Zielkorridors erreichen.
Die mittelfristigen Inflationserwartungen sind nach Einschätzung der Notenbank weiterhin fest verankert.
Weniger Wachstum
Der Rohstoffriese Australien blieb auch im Schlussquartal 2022 auf einem soliden Wachstumspfad. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) expandierte um 0,5% zum Vorquartal. Im Gesamtjahr 2022 wuchs das australische BIP um 3,7%.
Die Produktionskapazitäten sind immer noch sehr stark ausgelastet und der Arbeitsmarkt ist angespannt. Die Arbeitslosenquote liegt auf dem niedrigsten Stand seit 50 Jahren. Die Notenbank rechnet allerdings mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote, da sie eine Abschwächung der Wirtschaft erwartet.
Die Wachstumsrate des BIP wird nach Einschätzung der RBA in den nächsten Jahren unter dem Potenzialpfad liegen. Für die Jahre 2023 und 2024 projiziert sie einen Rückgang der BIP-Wachstumsraten auf jeweils 1,5%. Wir halten diese Einschätzung für realistisch.
Im internationalen Vergleich liegen die projizierten australischen Wachstumsraten jedoch weiterhin im oberen Bereich.
Annäherung mit China
Positive Impulse sind von der sich anbahnenden politischen Entspannung zwischen Australien und China zu erwarten. Die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen sollen wieder intensiviert werden. China lockerte das Importverbot für australische Kohle und will auch andere Handelsbeschränkungen aufheben. Australien sollte zudem von der erwarteten kräftigen konjunkturellen Erholung Chinas im Zuge des „Re-Openings“ profitieren.
Im Raum steht zudem ein Freihandelsabkommen des Rohstoffriesen Australien mit der Europäischen Union.
Australischer Dollar mit Erholungspotenzial
Die guten Wirtschaftsdaten des Rohstoffriesen Australien spiegeln sich derzeit nicht im Wechselkurs des Australischen Dollar wider. Gegenüber dem Euro liegt er seit Jahresbeginn knapp 2% hinten.
Fazit: Die immer noch vergleichsweise guten konjunkturellen Perspektiven Australiens sollten dem Australischen Dollar beachtliches Erholungspotenzial verleihen.