Neuseeland erhöhte Leitzins auf 4,75%

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Die Reserve Bank of New Zealand (RBNZ) setzte die Straffung der geldpolitischen Zügel fort und erhöhte die Official Cash Rate (OCR) erwartungsgemäß um 50 Basispunkte auf 4,75%.

Leitzins wird weiter steigen
Die RBNZ geht davon aus, dass weitere Leitzinserhöhungen erforderlich sind, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage so weit zu dämpfen, dass die Inflationsrate wieder in den Zielkorridor zurückkehrt.
Die Official Cash Rate dürfte gemäß den aktuellen RBNZ-Projektionen im Sommer bei 5% liegen und den Hochpunkt mit 5,50% im Herbst erreichen. Eine Leitzinssenkung ist erst für den Jahreswechsel 2024/2025 projiziert.
Inflationsrate weit über dem Zielkorridor
Die Inflationsrate ist weiterhin viel zu hoch. Sie lag im 4. Quartal mit 7,2% weit über dem von 1% bis 3% reichenden Zielkorridor. In der zweiten Jahreshälfte 2024 soll sie sich wieder am oberen Rand des Korridors befinden und den Zielwert schließlich im Jahr 2025 erreichen.
Die RBNZ rechnet mit durchschnittlichen Inflationsraten von 7,3% in 2023, 4,2% in 2024, 2,3% in 2025 und 2,0% in 2026. Zugrunde gelegt ist allerdings nicht das Kalenderjahr, sondern das das im März endende Fiskaljahr. Die Inflationsraten sollten daher im weiteren Jahresverlauf deutlich zurückkommen.

Tourismus brachte Wachstum zurück
Neuseeland kehrte im 2. Quartal 2022 mit einer beeindruckenden Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,9% zum Vorquartal auf den Wachstumspfad zurück. Ursächlich war der Tourismus-Boom nach der Wiederöffnung der Landesgrenzen, die pandemie-bedingt längere Zeit geschlossen waren. Die Dienstleistungen, die für rund zwei Drittel des BIP stehen, expandierten kräftig.
Im 3. Quartal lag die Quartalswachstumsrate sogar bei 2,0%. Für das Schlussquartal wird ein Plus von 0,7% erwartet. Damit dürfte das BIP im Gesamtjahr 2022 um 2,9% gewachsen sein.
Schwächephase in Sicht
Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ist weiterhin sehr hoch, die Kapazitätsgrenze gilt als erreicht und der Arbeitsmarkt ist angespannt. Die kräftigen Leitzinsanhebungen dürften die gesamtwirtschaftliche Nachfrage spürbar dämpfen und die Arbeitslosenquote steigen lassen.
Vor diesem Hintergrund erwartet die Notenbank eine vorübergehende konjunkturelle Schwächephase. Sie rechnet mit einer im Frühjahr beginnenden Rezession, die bis zum Jahresende anhält.
Gleichwohl dürfte das neuseeländische BIP in diesem Jahr um etwa 1,5% zulegen. Ursächlich ist ein statistischer Überhang von etwa 2% aus dem starken Vorjahr. Der Stagnation in 2024 soll gemäß RBNZ ein BIP-Plus von 2% in 2025 folgen.
China ist der bedeutendste Handelspartner Neuseeland. Das „Re-Opening“ Chinas nach der Pandemie könnte dazu beitragen, dass die von der Notenbank projizierte Schwächephase weniger ausgeprägt ist als angenommen.
Haushaltsdefizite nehmen ab
Das Haushaltsdefizit dürfte von 2,6% in 2022 wieder deutlich sinken. Die Notenbank schätzt die Fehlbeträge für 2023 auf 0,9%, für 2024 auf 0,5% und für 2025 auf 0,2% des BIP.
Leistungsbilanz defizitär
Der Schwachpunkt des neuseeländischen Datenkranzes bleibt die chronisch defizitäre Leistungsbilanz. Sie dürfte 2023 eine Unterdeckung von 7,7% des BIP aufweisen. Danach sollen sich die Defizite nach Einschätzung der RBNZ auf 8,1% in 2024, 5,4% in 2025 sowie 4,1% in 2026 belaufen.

Kiwi schwach
Der Neuseeland Dollar („Kiwi”) wertete im vergangenen Jahr unter ausgeprägten Schwankungen deutlich ab. Von seinem Tief im Oktober konnte er sich zwar vorübergehend erholen, bewegt sich in diesem Jahr jedoch erneut nach unten. Gegenüber dem Euro hat er seit Jahresbeginn knapp 2% nachgegeben.
Fazit: Angesichts solider fundamentaler Rahmendaten und weiter steigender Leitzinsen dürfte der Neuseeland Dollar Erholungspotenzial besitzen.
