Wachstumsraten 2022: Besser als erwartet

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Trotz zahlreicher nahezu gleichzeitig auftretender Krisen und ungewöhnlich hoher Inflationsraten fielen die Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in den großen Euro-Ländern im vergangenen Jahr insgesamt besser aus als erwartet.
Im 4. Quartal schrumpfte das BIP lediglich in Deutschland und Italien. Beide Länder dürften daher derzeit eine milde Rezession durchlaufen. Spanien, Frankreich und die Euro-Zone präsentierten dagegen zum Jahresende positive Quartalswachstumsraten. (Hinweis: Der deutsche Quartalswert von minus 0,2% ist in der Grafik noch nicht enthalten)
BIP 2022: Spanien vorn
Im Gesamtjahr 2022 reichte die Spanne der Zuwächse beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 5,5% in Spanien bis 1,8% in Deutschland. Frankreich und Italien meldeten Zuwächse von 2,6% bzw. 3,9%. Das BIP der gesamten Euro-Zone expandierte um 3,5%.
In den USA wuchs das BIP 2022 um 2,1%. Die technische Rezession in der ersten Jahreshälfte wurde durch hohe Wachstumsraten im zweiten Halbjahr mehr als kompensiert.
In China reichte es 2022 trotz der rigiden Null-Covid-Strategie zu einem BIP-Plus von 3,0%. Dem schweren Corona-Einbruch im Frühjahr folgten ein sehr starkes 3. Quartal und eine Stagnation zum Jahresende.
Wie geht es weiter?
Die Rezessionsbefürchtungen in Europa haben weiter abgenommen, die Gesamtheit der konjunkturellen Frühindikatoren signalisiert eine voraussichtlich im Frühjahr beginnende Erholung. In der Euro-Zone erwarten wir beim BIP 2023 eine Stagnation oder eine „schwarze Null“.
In den USA spricht insbesondere die inverse Renditenstruktur für eine im Laufe des Jahres einsetzende technische Rezession. Gleichwohl dürfte das BIP 2023 um etwa 1% wachsen.
In China sollte nach dem Ende der Corona-Einschränkungen spätestens im Frühjahr eine kräftige Erholung einsetzen. Das BIP dürfte 2023 um mindestens 4% wachsen.
Inflationsraten dürften sinken
Der Preisauftrieb ließ in den vergangenen Monaten deutlich nach, so dass die Inflationsraten bereits Ende 2022 teilweise spürbar zurückgingen. Preisdämpfend wirkten sich dabei staatliche Maßnahmen zur Deckelung der Energiepreise wie die Dezember-Hilfe in Deutschland aus.
In den kommenden Monaten sollte sich der Abstieg vom Inflationsgebirge in beschleunigter Form fortsetzen. Gleichwohl dürften die Inflationsraten im gesamten Jahr 2023 den Zielwert der Notenbanken von 2% deutlich verfehlen.
Als Problem erweisen sich die von den Notenbanken besonders beachteten Kernraten der Inflation. Diese werden ohne die schwankungsanfälligen Energie- und Nahrungsmittelpreise berechnet und dürften nur relativ langsam zurückkommen. Eine Lockerung der Geldpolitik ist daher nicht zu erwarten.
Fazit: Abnehmende Inflations- und Rezessionssorgen haben das Umfeld des Kapitalmarktes deutlich aufgehellt. Eine Entspannung ist eingetreten. Für eine Entwarnung ist es allerdings noch zu früh.