Neuseeland lässt Leitzins unverändert bei 5,50%

veröffentlicht am 10. April 2024

Neuseeland lässt Leitzins unverändert bei 5,50%

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Die Reserve Bank of New Zealand (RBNZ) ließ die Official Cash Rate (OCR) auch im April unverändert bei 5,50%. Dies entsprach den Erwartungen. Sie unterstrich erneut ihre Einschätzung, dass der Leitzins noch längere Zeit auf einem restriktiven Niveau bleiben muss, um den Kapazitätsdruck und die Inflationsrate zu reduzieren.

Leitzins bleibt zunächst hoch
Gemäß den Projektionen der RBNZ vom Februar hat die OCR den Hochpunkt erreicht. Sie dürfte bis Anfang 2025 bei 5,50% verharren und danach langsam zurückkommen. Die RBNZ sieht sie Ende 2025 bei 4,90% und Ende 2026 bei 3,50%.

Inflationsraten noch zu hoch
Durch die starke Zuwanderung ist das Bevölkerungswachstum derzeit sehr hoch. Die dadurch steigende gesamtwirtschaftliche Nachfrage verstärkt den Preisdruck insbesondere bei Mieten.

Die restriktive Geldpolitik und die geringere globale Nachfrage haben die Inflationsraten allerdings sinken lassen. Die den gesamten Warenkorb erfassende Headline-Inflationsrate lag im Schlussquartal 2023 mit 4,7% jedoch immer noch weit über dem von 1% bis 3% reichenden Zielkorridor.

Die Headline-Inflation wird nach Einschätzung der Notenbank im 3. Quartal 2024 in den Zielkorridor zurückkehren und Ende 2025 bei 2% liegen.

Die RBNZ rechnete in ihrer Projektion vom Februar mit durchschnittlichen Headline-Inflationsraten von 3,8% in 2024, 2,6% in 2025 und jeweils 2,0% in 2026 und 2027. Zugrunde gelegt ist hier nicht das Kalenderjahr, sondern das im März endende Fiskaljahr.

Wachstum noch gering
Eine Neuberechnung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der vergangenen Jahre führte zum Ergebnis, dass das BIP und das Potenzialwachstum geringer waren als angenommen.

In der zweiten Jahreshälfte 2023 durchlief Neuseeland eine technische Rezession. Das BIP schrumpfte sowohl im 3. Quartal (-0,3% zum Vorquartal) als auch im Schlussquartal (-0,1%). Im Gesamtjahr 2023 legte das BIP allerdings um 0,6% zu.

Aktuell erholt sich die Wirtschaft. Allerdings wird das Wachstum noch durch hohe Leitzinsen und die schwächere globale Nachfrage gedämpft. Mittelfristig sollten die Zuwanderung und wieder sinkende Zinsen für höhere Wachstumsraten sorgen.

Auf Basis der RBNZ-Quartalsprojektionen vom Februar wird das BIP 2024 um 0,8% und 2025 um 2,5% expandieren.

Haushaltsdefizite nehmen ab
Das Haushaltsdefizit dürfte wieder deutlich sinken. Die Notenbank schätzt die Fehlbeträge für 2024 auf 2,4%, für 2025 auf 1,5% und für 2026 auf 0,6%. Im Jahr 2027 wird ein leichter Überschuss von 0,4% erwartet.

Leistungsbilanz defizitär
Der Schwachpunkt des neuseeländischen Datenkranzes bleibt die chronisch defizitäre Leistungsbilanz. Sie dürfte 2024 eine Unterdeckung von 6,7% des BIP aufweisen. Danach sollen sich die Defizite nach Einschätzung der RBNZ auf 5,3% in 2025, 3,9% in 2026 sowie 3,2% in 2027 belaufen.

Kiwi schwächelt

Der Neuseeland Dollar („Kiwi”) begann Ende 2022 eine Talfahrt, die ihren Tiefpunkt im vergangenen Sommer fand. Die anschließende Erholung brachte den Kiwi wieder in den Bereich um 1,75 NZD pro Euro, den er jedoch nicht behaupten konnte. Im laufenden Jahr liegt er gegenüber dem Euro knapp 3% hinten.

Fazit: Die mittelfristig wieder deutlich besseren Wachstumsperspektiven sollten dem Neuseeland Dollar Erholungspotenzial verleihen.