Einkaufsmanagerindizes: Euro-Zone an der Wachstumsschwelle

veröffentlicht am 21. März 2024

Einkaufsmanagerindizes: Euro-Zone an der Wachstumsschwelle

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Die Einschätzungen der Einkaufsmanager fielen auch im März sehr unterschiedlich aus. Während sich die Stimmung in der Industrie wieder eintrübte, nahm die Zuversicht im Dienstleistungssektor insbesondere in Deutschland deutlich zu.

Per Saldo liegt der Gesamtwert für die Euro-Zone mit 49,9 Punkten nur noch leicht unter der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Die konjunkturelle Flaute dürfte sich zunächst noch fortsetzen, könnte jedoch im Sommerhalbjahr einer moderaten Erholung weichen.

Industrie verschlechtert

Während der industrielle Einkaufsmanagerindex (PMI) in Deutschland um 0,9 auf 41,6 Punkte zurückfiel, büßte der französische Industrie-PMI sogar 1,3 Zähler ein und sank auf 45,8 Punkte. Für die gesamte Euro-Zone ergab sich ein Minus von 0,8 auf 45,7 Zähler.

Fazit: Die europäische Industrie verharrt in der Rezession.

Dienstleister uneinheitlich

Im März hellte sich die Stimmung im Dienstleistungssektor in Deutschland deutlich auf. Der deutsche Service-Index legte um 1,5 auf 49,8 Zähler zu und kratzte damit an der Wachstumsschwelle. In Frankreich dagegen fiel der Service-PMI um 0,6 auf 47,8 Punkte zurück. Für die Euro-Zone errechnete sich ein Plus von 0,9 auf 51,1 Punkte, so dass erneut die Wachstumsschwelle überschritten wurde.

Fazit: Im Dienstleistungssektor wächst die konjunkturelle Zuversicht.

Composites uneinheitlich

Bei den Gesamtindizes (Composites) gab es auch im März keine klare Tendenz. Während der französische Composite um 0,4 auf 47,7 Zähler sank, legte der deutsche PMI um 1,1 auf 47,4 Punkte zu. Der Euro-Gesamtindex verbesserte sich um 0,7 auf 49,9 Zähler.

Fazit: Einer rezessiven Industrie stehen zuversichtlichere Dienstleister gegenüber. Die Einkaufsmanagerindizes wecken insgesamt leise Hoffnungen auf ein Ende der konjunkturellen Flaute in der Euro-Zone.

Hintergrund: Was ist ein PMI?

Einkaufsmanagerindizes sind auch als PMI (Purchasing Managers Index) bekannt. Sie gelten als recht zuverlässige Frühindikatoren für die kurzfristige konjunkturelle Entwicklung. PMI werden sowohl für die Industrie als auch für den Dienstleitungssektor erhoben. Sie zeigen an, ob eine Volkswirtschaft wächst, stagniert oder schrumpft.

Einkaufsmanagerindizes basieren auf monatlichen Befragungen von mehreren hundert Unternehmen. Gefragt wird nach der erwarteten Entwicklung von Kenngrößen wie Produktion, Auftragseingang, Beschäftigung, Lieferzeiten und Lagerbestand. Aus den Antworten werden die PMI berechnet.

Dabei gilt ein Wert von 50 als Wachstumsschwelle, als neutral. Bei 50 Punkten erwarten die befragten Unternehmen in der Summe keine Veränderung gegenüber dem Vormonat, also Stagnation.

Werte über 50 signalisieren eine Verbesserung, also Wachstum.

Liegt ein industrieller PMI unter 50 Punkten, wird mit einer schrumpfenden Industrieproduktion gerechnet.

Je größer die Abweichung von der Wachstumsschwelle, desto ausgeprägter ist der Aufschwung (über 50) bzw. der Abschwung (unter 50).

PMI für alle wichtigen Volkswirtschaften 

Einkaufsmanagerindizes werden für alle bedeutenden Volkswirtschaften erhoben. Der älteste ist der amerikanische Purchasing Managers Index, erstmals berechnet 1931.

PMI bewegen sich im Normalfall zwischen 40 und 60 Punkten. In Extremzeiten sind vorübergehend auch höhere oder tiefere Werte möglich.

So fielen die Industrie-PMI in der Corona-Krise in den unteren 30-er Bereich, die Dienstleister sogar bis auf die 10-er Linie.

Im März 2021 stellte der deutsche Industrie-PMI mit 66,6 Punkten einen neuen Rekord auf, während der Einkaufsmanagerindex aus Chicago seinen Höchststand von 76,6 Zählern bereits im Februar 1973 markierte.